Idyllische Fernsicht zum Albrand - Waldstadion im Laichle. |
Das Deutschlands Nationaltorwart Heinrich Stuhlfauth der vielumjubelte Star des Freundschaftsspiels der Normannia gegen Nürnberg war, habe ich ja bereits an anderer Stelle beschrieben. Nun, Stuhlfauth stand allerdings nur im Gästetor, aber bereits wenige Monate später verpflichtete Normannia einen Ex-Nationalspieler, über den sich sogar die ansonsten vorbildliche Normannia-Chronik ausschweigt. Zu Beginn des Jahres 1933 wurde mit Karl Burger ein Mitglied und Torschütze der legendären Siegerelf von 1912 verpflichtet, die Rußland bei der Olympiade in Stockholm mit 16:0 vom Platz fegte. Natürlich wurde der in sein fünfzigtes Lebensjahr schreitende Burger nicht als Spieler verpflichtet, aber er ging in die Annalen der Normannia als der erste "richtige" Trainer der Schwerzer-Elf ein. Aber dazu in einer späteren Folge mehr.
Im Spätsommer 1946 folgte ein weiterer Ex-Nürnberger und Nationalspieler als Trainer nach Gmünd. Anton Kugler führte die Schwerzer-Elf erfolgreich in die damalige 2. Liga. Ob er in seiner Trainerkarriere wirklich Station in Schwäbisch Hall machte, wie es in der Wikipedia steht, oder ob da nur eine Verwechslung mit Schwäbisch Gmünd vorliegt, unterliegt jetzt nicht meiner Fachkenntnis.
Dann muß natürlich Albert Sing genannt werden, der Kugler als Spielertrainer beerbte und einer der wenigen "Halbprofis" im Normannialager war. Die sogenannte "Sing-Elf" sind auch heute noch ein Begriff in Gmünd, die "Ära Sing" geradezu legendär.
Noch eine Erfahrung machte Schwäbisch Gmünd mit einem deutschen Nationalspieler, diesmal über die SG Bettringen. Im Sommer 1966 wurde zu einem Freundschaftsspiel der amtierende Deutsche Meister TSV 1860 München in den jungen Gmünder Stadtteil verpflichtet, der auch mit seiner ersten Garde antrat. Auch wenn es damals nicht um Punkte ging, so forderte Meistertrainer Max Merkel von seiner Mannschaft auch in der Provinz strengste Disziplin. Ausgangssperre! Zumindest ein Spieler, ein Nationalspieler, hielt sich nicht daran. Wer der Überltäter war, darüber schweigen sich die Chroniken aus. Verfolgt man aber die Geschichte des TSV, so bleibt am Ende nur ein "enfant terrible" übrig, der auch schon zu jener Zeit eine Anzeige wegen "Unzucht in der Öffentlichkeit" auf dem Buckel hatte. Wie dem auch sei, besagter Nationalspieler - und von einigen älteren Gmündern wurde es mir bestätigt - kletterte in der Nacht aus dem Hotel am Marktplatz, um sich mit Damen mit zweifelhaften Ruf und dem Genuss von hochprozentigen Getränken zu vergnügen. Am nächsten Morgen, als eine Marktfrau sich gerade anschickte, ihren Stand aufzubauen, da sah sie den Nationalspieler im Adamskostüm an der Fassade des Hotels hängen. Seine Kleidung ließ er bei besagten Damen, und beim Versuch, wieder über die Fassade ins Zimmer zu gelangen, muß der erschöpfte Eros-Heroe eingeschlafen sein...
Den weiten Bogen gespannt komme ich nun zum Ziel meiner Ausführungen: Sepp Maier! Dieser stand in einem Freundschaftsspiel in Schwäbisch Gmünd nämlich auch mal im Kasten. Und während Stuhlfauth und der 1. FC Nürnberg 1932 1.500 Zuschauer in den Schwerzer lockten, so können Maier und seine Münchner Bayern knapp 40 Jahre später 6.000 Gmünder verbuchen, die sich dichtgedrängt im Laichle dem Fußballschmaus hingaben.
Zeuge besserer Tage: Haupteingang des Waldstadions. |
Zunächst aber noch eine Erklärung zum Stadionnamen. Wie bei der Spielstätte der Normannia, so gibt es beim TSB-Pendant einen offiziellen Namen - Waldstadion - und den Namen der Gemarkung, auf dem er sich befindet - eben Laichle. Hätte ich jetzt nicht mein "Württembergisches Orts- und Flurnamenbuch" verlegt, wäre ich vielleicht sogar in der Lage zu sagen, was der unzweifelhaft äußerst schwäbische Begriff "Laichle" für eine Bedeutung hat. Wie dem auch sei: spricht der Gmünder von einem Besuch beim TSB, dann geht er "ins Laichle", ganz so, wie er einen Besuch der Normannia mit einem Gang in den "Schwerzer" begeht. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es in der Gmünder Innenstadt zahlreiche Menschen gibt, die mit dem Begriff "Waldstadion" entweder gar nichts anfangen können, oder gleich nach Frankfurt verorten.
Das ich endlich einmal den Weg in den Gmünder Stadtteil Wetzgau-Rehnenhof (bis vor kurzem nur ein Stadtbezirk namens Rehnenhof-Wetzgau) gefunden habe, verdankt der TSB zum großen Teil Gmünds Fußballfreund Bredi, der mich herzlich "in seine Heimat" einlud. Der Mann, der im Prinzip bei (fast) jeden Verein gerne gesehen wird, hat doch seine festen Wurzeln beim TSB, und für mich war es natürlich Ehrensache, die Laichle-Elf endlich mal "live" vor Ort zu erleben.
Der Turn- und Sportbund 1844 Schwäbisch Gmünd - so der vollständige Name - ist ein klassischer Mehrspartenverein mit so vielen Abteilungen, dass wahrscheinlich nur eingefleischte TSBler alle Sportarten ohne zu stocken aufzählen können. Zur Zeit von sich Reden machen die Handballer, die endlich über die Relegation den langersehnten Aufstieg in die Oberliga erkämpft haben. Dorthin wollten auch mal gerne die Fußballer, aber da greife ich vor. Die Geschichte des TSB ist voller Fusionen, Abspaltungen und Verschmelzungen, dass ich mich wundere, das der Chronist Jochen A. Haag zur 150-Jahrfeier 1994 nicht den Verstand über den Stammbaum verlor, aber letztlich hat er seine Aufgabe zur Zufriedenheit gelöst.
Die Geschichte des TSB ist die Geschichte von 3 1/2 Vereinen, und zuallererst eine Geschichte des Turnens. Denn die Wurzel des heutigen Großsportvereins liegt im Turnsport, der vom streitbaren Demokraten Johannes Buhl nach Gmünd gebracht wurde. Nach verschiedenen Turnfesten und zahlreicher Werbung fürs Turnen wurde unter seiner Ägide am 10. Juni 1844 die Turngesellschaft Gmünd gegründet, der er auch bis zu deren Auflösung im Dezember 1853 vorstand. Wiederbelebt wurde das organisierte Turnen im Februar 1856 wieder durch Buhl, diesmal als Männerturnverein Gmünd. Obwohl es im Laufe der Zeit zu mehreren Abspaltungen kam, blieb das organisierte Turnen nun für immer fest in Schwäbisch Gmünd verankert. Innerhalb des Vereins kam es zu Streitereien zwischen den Kaufleuten und den Arbeitern, und im April 1858 kam es zur Abspaltung, aus der sich die Turngemeinde Gmünd gründete. Ironischerweise war Buhl eine Zeit lang Vorsitzender beider Vereine - gleichzeitig! Diese Doppelfunktion trug aber auch dazu bei, beide Lager wieder zu versöhnen, und bereits am 9. Januar 1864 fusionierten beide Vereine zum Turnerbund Gmünd, Vorsitzender natürlich wieder "Tausendsassa" Johannes Buhl, der auch der Gründer der freiwilligen Feuerwehr Gmünds und Mitbegründer des Schwäbischen Turnerbundes ist. Dann gab es 1883 - Buhl war im Vorjahr verstorben - schon wieder zu einer Abspaltung, diesmal der Kaufmannschaft uter Carl Stadelmeyer. Die Neugründung des MTV Gmünd währte bis zum 20. März 1919, als nach dem Ersten Weltkrieg beide Vereine sich zusammenrauften und im Gasthaus Hopfensitz zur Turngemeinde Gmünd 1844 fusionierten. Der Turnerbund brachte dabei den 1913 eröffneten Turnplatz in der Buchstraße mit in die Vereinsehe (der MTV turnte im Bürgergarten, dort steht heute die Schwerzersporthalle).
Ab 1919 änderten sich auch zunehmend Zweck und Struktur des Vereins. Neue Sportangebote kamen hinzu. Schwimmen, Fechten oder Leichtathletik erweiterten das Sportangebot, auch Frauen trugen das Dress der TG, und Thea Herzig wurde gar Deutsche Meisterin im Speerwerfen (1923). Auch der Fußball fand in der TG kurzfristig seine Heimat, als ehemalige Mitglieder des Fußballclubs Suevia die Fußballabteilung der Turner gründeten. Nun, die Liebe schien nicht lange zu währen, eine Fußballgeschichte hat die TG 1844 nich vorzuweisen. Fußballer waren den Turnern schon immer suspekt, und wenn schon Ballspiele, dann gestatteten die Turner statt der "undeutschen, weil englischen" Balltreterei allenfalls Schlagball, Faustball oder Handball. Und im Handball hatten die TG'ler eine erfolgreiche Mannschaft, die spannende Lokalderbys gegen die Handballer der Normannia lieferte.
Eine andere Zeit, ein anderer Verein. Da ich hier keine Abhandlung über den Turnsport machen möchte, passiert jetzt hier ein kleiner Zeitsprung. 1935, die Nationalsozialisten waren längst an der Macht, wird in Gmünd ein neuer Fußballverein ins Leben gerufen. Behörden- und Betriebssport gab es bereits in der Weimarer Republik, doch unter den Nazis wurde er gezielt gefördert, die Mannschaften in den regulären Spielbetrieb eingegliedert. In der nun wieder Schwäbisch Gmünd benannten Stadt kam es zur Gründung des Reichsbahn- und Postsportvereins, kurz Reipo. Große Spuren hinterlies der Verein allerdings nicht, und in den letzten Jahren des Krieges kam die Vereinstätigkeit zum erliegen, da entweder die Mitglieder an der Front standen, oder sich bereits anderen Vereinen anschlossen, um ihren Sport weiter ausüben zu können. Dennoch war die Saat gelegt, und nach Kriegsende belebten die verbliebenen Aktiven den Verein neu. Doch die US-Militärbehörden wollten der Reipo keine Lizenz genehmigen, Behördensport war den Besatzungsmächten suspekt. Es erforderte Anstrengungen, um den alliierten Amtsschimmel umzustimmen, und am 3. Mai 1946 eine erste Generalversammlung einzuberufen. Bei dieser Gelegenheit wurde der Verein in Sportfreunde Gmünd umbenannt, der schließlich am 7. Dezember 1946 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Ab der Saison 1947/48 durften die Mannschaft, die wie Normannia in Schwarz-Rot spielte und ebenfalls wie die Schwerzerelf als Wappen nur einen Buchstaben (in diesem Falle das "S") führten, wieder am Spielbetrieb im Gmünder Bezirk teilnehmen.
Was an der Geschichte der Sportfreunde ein wenig Schade ist: man behandelt sie etwas stiefmütterlich, wenn man über die große Zeit im Gmünder Fußball redet. Dabei haben die Sportfreunde, die zunächst bei der Staatsturnhalle spielten und nach Ablauf des Pachtvertrags ihre endgültige Heimat im Schießtal fanden, durchaus eine beachtenswerte Fußballhistorie vorzuweisen. Nach der Aufnahme des Spielbetriebs ging es schnell bergauf, und als 1950 die II. Amateurliga eingeführt wurde, waren aus dem Landkreis Gmünd die Sportfreunde zusammen mit ihren Namensvettern aus Lorch Gründungsmitglieder der Staffel 3. Zunächst waren die Erfolge recht verwachsen, ab 1955 setzte man sich dann in der oberen Tabellenhälfte fest, wobei drei vierte Plätze und einmal Platz 3 die größten Erfolge der Sportfreunde darstellen. Die Zeit von 1955 bis 1961 zählte auch in anderer Hinsicht als eine "Goldene Zeit". 1955 stieg der große FC Normannia aus der 1. Amateurliga ab, und fortan kam es in der II. Amateurliga zu Stadtderby zwischen Schwarz-Rot/Schwerzer und Schwarz-Rot/Schießtal. Unglaublich, wenn man heute liest, das der kleine Schießtalplatz vor gar nicht allzu langer Zeit vierstellige Zuschauerzahlen hatte. Krönung der Sportfreunde-Geschichte war wohl Saison 1958/59, als die Sportfreunde zum ersten und einzigen mal in der Tabelle vor Normannia rangierten. 33-23 und 66:60 Tore reichten für Platz 3, während Normannia mit 30-25 Punkte nur Fünfter wurde. Dabei gelang den Sportfreunden sogar ein historischer 4:2-Sieg im Schwerzer.
Aber auch goldene Zeiten dauern nicht ewig. 1962 stiegen die Normannen auf, die Sportfreunde ab, und sie waren in überregionalen Spielklassen nicht mehr gesehn. Gleich im Folgejahr wurden die Sportfreunde gar von der A- in die B-Klasse durchgereicht. Es folgte noch einmal ein Aufstieg in die A-Klasse, danach sah man die Sportfreunde nur noch in der B-Klasse, und selbst da kämpfte man gegen den Abstieg.
Zurück zur Turngemeinde. Dort feierte man in allen möglichen Sportarten Titel um Titel, Trampolin wurde zum Publikumsmagnet. Jedoch war hinter allem schönen Schein nicht zu übersehen, dass sich ein wahrer Schuldenberg anhäufte. Die Sportanlagen des mittlerweile Mehrspartenvereins waren schlicht nicht mehr zu finanzieren. 1972 übersprang der Verein die Marke von 1.600 Mitgliedern, und im Verein begann man über Änderungen in der Struktur nachzudenken. Ein Lieblingsgedanke war die Fusion mit einem anderen Gmünder Verein zu einem Großsportverein. Dadurch, so der Gedanke, könne man locker mit 4.000 Mitglieder und einem Beitragsaufkommen von 120.000 DM, noch mal so viel durch städtische Zuschüsse rechnen. Gespräche wurden mit den Wunschkandidaten Normannia Gmünd und der SV Hussenhofen geführt, doch beide Vereine fürchteten, mit einer Fusion ihre Identität zu verlieren. Erfolgreich war man nur 1972 mit der Eingliederung des Tanz-Clubs "Rot-Weiß" und des Boxrings Gmünd, der 1950 entstand, nachdem sich die Boxer von den Sportfreunden trennten.
Schließlich kamen sich 1975 die Sportfreunde und die Turngemeinde nahe genug, ernsthaft über eine Fusion zu reden, die dann auch vollzogen wurde. Am 7. April 1976 unterzeichneten beide Vorsitzende in der TG-Gaststätte in der Buchstraße den Fusionsvertrag, und der 2.200 Mitglieder zählende Großverein Turn- und Sportgemeinde Schwäbisch Gmünd 1844 trat ins Leben. Die fortan in weißen Blau-Weiß auflaufenden Fußballer mußten noch bis 1978/79 warten, ehe sie unter Trainer Winfried Abele den Aufstieg in die Bezirksliga erreichten, was aber in der kurzen Geschichte der TSG-Fußballer auch der einzige nennenswerte Erfolg darstellt.
Aber in der verzettelten Geschichte des TSB muß ich wieder Zeit und Raum wechseln, um in den Gmünder Norden zu wechseln, wo die Nationalsozialisten in den Dreißiger Jahren nahe dem Gehöft Rehnenhof eine Siedlung aus dem Boden stampften. Nach dem Krieg erhielt die Rehnenhofsiedlung vor allem durch Heimatvertriebene einen starken Zulauf, und um der Jugend in diesem Gmünder Vorort eine Betätigung zu bieten, wurde am 15. Januar 1955 der Sportverein Rehnenhof gegründet. Die in gelben Trikots spielenden Rehnenhöfer spielten zunächst schlicht auf einer Wiese im Gewann "Laichle" spielten. Dies tat dem Erfolg allerdings kein Beinbruch, denn bereits in ihrer ersten Spielzeit in der C-Klasse errang der fußballhungrige Neuling mit 115:42 Toren und 39-5 Punkten souverän Meisterschaft und Aufstieg. 1957 bezog der SVR einen Hartplatz an der Friedensschule, 1960 folgte der Aufstieg in die A-Klasse. Mit dem Aufstieg in die II. Amateurliga erhielt Rehnenhof dann auch einen richtigen Sportplatz, das noch heute genutzte Waldstadion im Laichle. Oberbürgermeister Hansludwig Scheffold legte den Grundstein, und im Juni 1969 erfolgte die offizielle Platzeinweihung mit einem Freundschaftsspiel gegen den Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Die größte Erfolg des SV Rehnenhof stand dem jungen Verein allerdings noch bevor: unter Spielertrainer Günter Seibold, der zwei Jahre zuvor noch für den VfB Stuttgart in der Bundesliga spielte, erfolgte der Aufstieg in die höchste Amateurklasse 1971. Als Belohnung winkte nicht nur das Eingangs erwähnte Spiel gegen FC Bayern München, sondern auch ein Lokalderby gegen Normannia Gmünd. In beiden Fällen behielten jedoch die Normannen deutlich die Oberhand, Rehnenhof ging im Laichle mit 0:5 und im Schwerzer gar mit 0:6 unter, und während Normannia am Ende der Saison Vizemeister wurde und bis ins Halbfinale der Deutschen Amateurmeisterschaft vorstießen, war der Tanz in der dritthöchsten Spielklasse für den SVR nach einem Sommer wieder zu Ende. Am Ende scheiterte man an acht Gegentoren in der Endbilanz, die 0:11 Gegentore der Normannia wirkten dabei doppelt bitter. Bis zur Ligarefeom 1977/78 spielten die Rehnenhöfer in der II. Amateurliga, wo sie übrigens auch wieder auf Normannia trafen, und ausgerechnet am in der letzten Saison vor der Reform stieg man ab. Die Laichle-Elf spielte fortan bis ans Ende ihrer Tage in der Bezirksliga Kocher-Rems. Als 1981 der Aufstieg in die Landesliga gefeiert wurde, da gehörte der Name SV Rehnenhof schon der Vergangenheit an.
Zurück zur TSG. Wieder war man auf der Suche nach einem Fusionspartner, wieder waren die alten Probleme nicht völlig beseitigt, auch wenn der sportliche Erfolg in vielen Abteilungen nicht auf sich warten ließ. Der Verein fand sich bald in einer "Vernunftehe" mit dem SV Rehnenhof wieder, sehr zum Leidwesen des Rehnenhofer Vereinsgründers Gotthilf Siegels, der verhement für den Fortbestand "seines" SVR kämpfte, von seinen Vereinsmitgliedern allerdings überstimmt wurde. Am 7. Juni 1981 wurde nach Beschluß der beiden Vereine der Turn- und Sportbund Schwäbisch Gmünd 1844 aus der Taufe gehoben. Man sprach von einer "neuen Macht in der Ostalb", davon, dass der Gmünder Fußball wieder einen Höhenflug antreten, die Mannschaften in den Ballsportarten in den höchsten Spielklassen Württembergs, im Fußball vielleicht auch in der Amateur-Oberliga, antreten würde. Mit den gelben Trikots bewahrte man die Tradition des SV Rehnenhofs, die blauen Hosen entstammen der Spielkleidung der TSG. Die im TSB hochgehaltene Fußballtradition wechselte darüberhinaus von den Sportfreunden zum SVR über, und ich denke, dies und die Tatsache, das die Fußballabteilung die Infrastruktur in Rehnenhof nutzt, könnte mit ein Grund sein, das man heute so wenig an die Fußballhistorie der Sportfreunde denkt.
Als die Verbandsliga noch Zugpferd war. |
Nach dem Abstieg war der TSB keineswegs abgeschrieben, aber die große Zeit war vorbei, schlimmer noch, es wurde sogar mal die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Ein letzter Höhepunkt aus TSB-Sicht war wahrscheinlich die Saison 2001/2002. Der TSB war gerade frisch in die Landesliga aufgestiegen, traf dort wieder auf Normannia, und eigentlich wäre auch Verbandsligaabsteiger Victoria Gmünd hinzugekommen, was beim erstellen des Spielplans eine besondere Herausforderung für den Staffelspielleiter darstellte. Victoria zog allerdings seine Mannschaft zurück und wurde endgültig vom Winde verweht, es blieb also beim Duell Normannia-TSB. Gleich am ersten Spieltag am 11. August 2001 kam es im Schwerzer zum Duell, und ich erinnere mich noch an die volle Hütte. Selbst Leute, die sonst nie zum Fußball gehen, ließen sich vom Derby anlocken, das am Ende 1:0 für Normannia hieß. Beim Rückspiel am 24. November blieb Normannia, die am Ende der Saison deutlich Meister wurden und in die Verbandsliga aufstiegen, ebenfalls Sieger, diesmal gar mit 3:0.
Ein Jahr später stieg der TSB aus der Landesliga ab. Am 31. Mai 2003 sah das Laichle zum letzten Mal die Blau-Gelben in der Landesliga auflaufen, die sich mit einem 4:3-Sieg über Traditionsverein 1. FC Eislingen aus dem überbezirklichen Fußball verabschiedeten.
Heute spielt das Team in der Kreisliga A, eine Liga, die man vor Jahren höchstens der zweiten Mannschaft zugetraut hätte. Als kleine Fußnote sei angemerkt, dass der TSB auch der Patenverein vom bosnischen Club 1. FC BiH Schwäbisch Gmünd ist. Durch die Unterstützung des TSB wurde den Bosniern erst ermöglicht, am Spielbetrieb teilzunehmen.
Das ist verdammt viel Historie, um bis hierher zu gelangen. Aber ich denke, der Verein hat es verdient, so ausführlich abgehandelt zu werden, zudem sollte man den Hintergrund wissen, wenn man seinen Fuß ins Waldstadion setzt. Aber zurück in die Gegenwart.
Zum Zeitpunkt meines Besuchs standen sowohl der TSB Gmünd als auch die U23 der Normannia in Tuchfühlung mit dem Relegationsplatz zur Bezirksliga. Grund genug, zum Derby am vorletzten Spieltag ins Laichle zu fahren. Am Busbahnhof treffe ich auf Nico Schoch, der heute als Ein-Mann-Fangruppe unterwegs ist und dem Singular "12. Mann" durchaus alle Ehre macht. Fasziniert bin ich von seinem Gepäck, das neben der Trommel noch zahlereiche andere Utensilien enthält. Allein der Einstieg in den Bus entpuppt sich als echtes Geschicklichkeitsspiel, das er allerdings mit Bravour löst.
Waldstadion und Wald. |
Der letzte DJK-Mohikaner. |
Zu begrüßen gibt es aber noch mehr angenehme Bekannte. Konstantin Kühnle zum Beispiel, der Torhüter der Normannia. Nach wie vor noch leicht lädiert steht er heuer der Kreisliga-Elf statt dem Verbandsliga-Team zur Verfügung. Auch Marius Nuding wird für die zweite Mannschaft auflaufen und wird sich nachher noch über einen Treffer freuen.
An einem kleinen Tisch mit haben es sich Bredi und ich gemütlich gemacht, und ich geniesse die Gastfreundschaft des wohl berühmtesten nichtspielenden Fußballexport der Ostalb. Im Laichle wird Heubacher Bier ausgschenkt, das ist nicht das schlechteste ist, und die wahrscheinlich leckerste Wurst der Kreisligen Nordwürttembergs gegrillt.
Derweil mache ich mich auf, um den Coach der TSB-Zweiten, Hasan Gökmenler, guten Tag zu sagen. In der Vorwoche war er zu Gast im Schwerzer, wo es zur Begegnung mit HSV-Fan Gökmenler und St.-Pauli-Fan Köster kam. Diesmal war er doppeldienstlich unterwegs: einmal als Trainer seiner Mannschaft, zum anderen als Linienrichter. Seiner guten Laune tat das Spiel seines Teams keinen Abbruch, und für eine kurze Begrüßung hat er trotz seiner Dienste auch noch Zeit.
Unzufrieden. TSB-Keeper Milosevic. |
Die Mannschaft Weilers macht es seinen Jungs auch wirklich schwer, hinzu kommt, dass die TSB Zweite zwar Chancen hat, diese aber leichtsinnig vergeudet. Der Sieg für Weiler II ging völlig in Ordnung.
Der Rasenplatz in Rehnenhof macht einen ganz passablen Eindruck, aber man macht nicht erst beim zweiten Blick die Beobachtung, dass das Waldstadion ein großes Manko hat. Es gibt nämlich keinen Nebenplatz, und während das Spiel der zweiten Mannschaften läuft, können TSB I und Normannia II sich nur im Gras vorbereiten, "selbst zum aufwärmen taugt das nicht". Auch landen hohe Bälle oft genug im Wald oder auf dem Parkplatz, und müssen erst mühsam von der Natur zurückerobert werden. Generell möchte man nicht daran glauben, dass sich hier mal 6.000 Menschen tummelten und Sepp Maier auf die Jagd nach einem runden Leder ging, der VfR Aalen, SSV Reutlingen, ja, sogar Dukla Prag hier schon aufliefen. Andererseits genießt man die Lage. Ich gebe zu, gerade der Fernblick auf die Alb hat einen gewissen Charme.
Mittlerweile steht das Hauptspiel des Tages an, und weitere Zuschauer treffen ein. Das Bild an der Kasse verfälscht natürlich ein wenig. Natürlich lacht der Kassierer beim Derby, aber ich denke, weniger aufgrund des Zuschauerandrangs. Der blieb ziemlich überschaubar bei ca. 70 - 80 Personen, und wieviele davon Eintritt entrichteten, mag ich nicht zu beurteilen. Tatsache ist, dass ich ja bereits anwesend war und dann freiwillig zum Eingang ging, um meinen Obulus zu entrichten.
Showdown im Schatten der Alb. |
In Zivil kaum zu erkennen: Gaetano Molinari. |
Das Spiel selber wird bald zur einseitigen Nebensache, Normannia führt zur Pause bereits mit 2:1, wobei alle drei Treffer die Normannen erzielten. In der zweiten Hälfte wird die Partie vollends zum Debakel für die Gastgeber. Mit 2:7 geht die Laichle-Elf unter, der einzige TSB-Torschütze des Tages ist Martin Lewandowski in der 73. Minute. Auch akkustisch ist der FCN Tagessieger. Zwar steht auch eine TSB-Trommel bereit, doch mehr als ein paar zaghafte Trommelkonter kann man dem unermüdlich trommelnden Nico nicht entgegensetzen.
Einer von sieben Normannia-Treffern. |
Der Dank gilt dem Fan - Die Mannschaft bei Nico Schoch. |
Der Rest ist natürlich bei Bredis Heimspiel ein frohes Wiedersehen, und so banne ich naturgemäß zahlreiche Bilder von ihm und den armen Mitmenschen, die nicht schnell genug waren, meiner Kamera zu entfleuchen.
Aus Bredis "Familienalbum":
Bredi mit Marius Nuding. |
Respekt. Gut recherchiert und gut geschrieben.
AntwortenLöschenBis zum nächsten mal im Laichle (in der Hoffnung, dass es nächstes mal besser läuft für den TSB ;)
Ja, und der Toti ist auch gut getroffen ;)
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