Mittwoch, 15. Juli 2020

Verbandsliga-Steckbrief: TSV Crailsheim

TSV Crailsheim e. V.

Gegründet: 1846 (Fußball seit 1919)
Vereinsfarben: Gelb-Schwarz
wfv-Bezirk: Hohenlohe
Vereinsregister: seit 5. Mai 1953 beim Amtsgericht Ulm unter VR 670074 als Turn- und Sportverein Crailsheim
Adresse: Schönebürgstraße 79; 74564 Crailsheim
Internet: http://tsvcrailsheim-fussball.de/







Der Ort



Mit der Großen Kreisstadt Crailsheim betritt man den fränkischen Kulturraum. Die 1136 erstmals erwähnte Stadt zählt mehr als 34.000 Einwohner und liegt landschaftlich reizvoll in der nach ihr benannten "Crailsheimer Bucht" an der Jagst, einem der größten Nebenflüsse des Neckars. Zahlreiche Wanderwege in die Schwäbisch-Fränkische Waldberge lassen die Umgebung der Eisenbahnerstadt gut zu Fuß erkunden. Die Stadt selber, wichtiger Mittelpunkt der Region mit namhaften Arbeitgebern, bietet trotz schwerster Zerstörungen im 2. Weltkrieg eine große Auswahl an Sehenswürdigkeiten, wie z. B. der 1912 errichtete Wasserturm, mit dem einst Dampflokomotiven versorgt wurden.
Crailsheim ist ein wichtiger Eisenbahn-Verkehrsknotenpunkt. Gleich vier Bahnstrecken laufen hier zusammen.


Schulstraße und Johanneskirche
Foto: Mikmaq, Lizenz CC 3.0
Bekannt ist Crailsheim auch für sein Fränkisches Volksfest, das jährlich im September rund eine viertelmillion Besucher anlockt. Auch sonst bietet die fränkisch-feierfreudige Stadt über den Jahreslauf genug Möglichkeiten, an Festen aller Art teilzunehmen. Groß wird auch die Kulturarbeit geschrieben, so erhalten Besucher des seit 1994 stattfindenden Kulturwochendes freien Zugang zu den Veranstaltungen.
Keine Geschichte über Crailsheim ohne die "Horaffen", einem nur in Crailsheim vorkommenden Gebäck, dass der Sage nach einer gescheiterten Belagerung zu verdanken sei. Noch heute wird das Ende der Belagerung als eine Art Nationalfeiertag begangen, die Häuser mit den Stadtfarben beflaggt, und Schulkinder erhalten einen "Horaff" als Geschenk. Der Name "Horaffen" hat sich umgangssprachlich als Neckname auf die Stadtbürger übertragen.



Die Spielstätte

Das 5.000 Zuschauer fassende Schönebürgstadion wurde 1977 eingeweiht. Damals war sie eine der modernsten Anlagen des Landes, und auch wenn sie nicht mehr taufrisch ist, so gibt sie immer noch etwas her. Ausgelegt auf alle Bedürfnisse des Rasensports und der Leichtathletik verfügt das Stadion über Flutlicht, Anzeigetafel und über eine Laufbahn um die Spielfläche, was den Stehplatzbesucher leider etwas vom Rasen fernhält. Die Sicht hingegen ist von jeder Seite gut, und das Kernstück ist ja sowieso die 2008 errichtete Sitzplatztribüne, deren Sitzschalen farblich den Namen der Stadt hervorheben. Die letzte große Runderneuerung erfuhr das Ensemble mit Errichtung der Tribüne 2008, als die Tartanbahn und die Rasenfläche erneuert wurden.
Nebenan steht ein Trainingsplatz und als Ausweichplatz der Kunstrasen zur Verfügung. 
Heimatverbunden gibt man sich beim Bierausschank, wo Erzeugnisse der Crailsheimer Engel-Brauerei der durstigen Kehle zugeführt werden. Wiederholt wurde die Brauerei zu den besten deutschen Brauereien gekürt. Die Vereinsgaststätte glänzt mit Köstlichkeiten der Balkanküche. Besonderen Flair genießt ein Stadionbesuch, wenn nebenan das Fränkische Volksfest stattfindet und dies mit einem Abstecher dorthin verknüpft werden kann. So etwas bietet sonst nur der FC St. Pauli. Damit enden aber schon die Vergleiche mit dem Hamburger Kiezclub, denn die Sportanlagen des TSV betten sich ins Leibesübungsviertel der Eisenbahnerstadt ein, wo Reit- und Tennisanlagen noch ihr Zuhause haben.


Die Anreise 

Wie es sich für einen Eisenbahnknotenpunkt gehört, ist Crailsheim von der Landeshauptstadt aus sehr gut zu erreichen. Es ist Endpunkt der Regionalbahn über Aalen oder auch Haltestelle der Regionalbahn nach Nürnberg. Auch der Intercity hält in der Großen Kreisstadt, und an Wochenenden sind An- und Abreise per Bahn via Stuttgart mit keinen Schwierigkeiten verbunden.
Vom Bahnhof Crailsheim ist das Schönebürgstadion etwa 2 km entfernt und in ca. 25 Minuten bis 30 Minuten zu Fuß erreichbar.
Auch die Anreise mit dem Auto geht durch die verkehrsgünstige Lage der Stadt problemlos voran. Zu Zeiten des Volksfestes kann die Parkplatzsuche etwas zeitaufwendig sein.


Die Zuschauer

"Wir haben natürlich die besten Fans" heißt es selbstbewußt beim TSV Crailsheim, und mal unbeachtet davon, ob dies einer weltweiten kritischen Prüfung standhalten könnte (vielleicht gibt es ja auf Samoa oder in Gabun noch bessere Fans, wer weiß das schon?), so kann aber bestätigt werden, dass da etwas dran ist. Bereits in den fast schon legendären Oberligajahren folgten dem TSV größere organisierte Fangruppen zu den Auswärtsspielen, die für Stimmung in den biederen schwäbischen Nestern sorgten und durchaus mit den Szenen aus Ulm, Reutlingen, Waldhof und Heidenheim mithielten. Diese Zeiten sind zwar vorbei, und auch die Begeisterung ist ein wenig abgeklungen, vielleicht auch, weil mit dem TSV Ilshofen ein "Shooting Star" in die Oberliga geprescht ist. In der abgebrochenen Saison kam man noch auf 10 Heimspiele und dem Schnitt von 257 Zuschauern, allerdings profitierte man da noch vom Derby gegen Gröningen-Satteldorf, wo über 1.200 Zuschauer den Kassierer jubeln ließen. Die Region ist fußballhungrig, wird zur Zeit ein wenig von Ilshofen gefüttert, was aber nicht heißen muß, dass der "schlafende Riese" Crailsheim sich wieder zur alten Größe erhebt. Den Gelb-Schwarzen wäre es zu gönnen, und vielleicht gibt die Verbandsliga mit den neuen Gegnern Impulse für einen Stadionbesuch. Bei einem Derby oder einem Topspiel kann durchaus mit dem Überschreiten der 1.000er Marke gerechnet werden, ansonsten stagnierten in den letzten Jahren die Zuschauerzahlen. Der Crailsheimer Anhang ist treu verbunden aber auch kritisch mit dem TSV, begeisterungsfähig und durch seine fränkische Lebensfreude eine Bereicherung für die Verbandsliga.

Zuschauerbilanz der letzten 10 Jahre

2019/20 Landesliga 257
2018/19 Landesliga 177
2017/18 Landesliga 178
2016/17 Landesliga 212
2015/16 Landesliga 208
2014/15 Landesliga 284
2013/14 Bezirksliga k.A.
2012/13 Bezirksliga k.A.
2011/12 Bezirksliga k.A.
2010/11 Bezirksliga k.A.

Der Verein

2015 im WFV-Pokal in Kornwestheim
Und plötzlich Verbandsligist. Als unrettbarer Fußballnostaligker, der ich nun mal auch bin, kennt man den Spruch vom Format, "dieser Traditionsverein gehört in diese Liga". Solche Pauschalsätze sind zwar genauso Humbug wie das ewige Fußballermantra "Früher war alles besser". Dennoch kann man sagen, dass der Aufstieg des Horaffenclubs durchaus freudige Emotionen auslöst. In Zeiten aufstrebender Clubs, deren geografische Lage man vor ein paar Jahren noch auf der Wanderkarte suchen mußte, ist es mitunter Balsam auf der Seele, ein Wiedersehen mit einer alten Größe feiern zu dürfen. Zudem bilden Aufstieg und Fall des TSV Crailsheim und die langsame, oft tragisch vereitelte, Rückkehr ins württembergische Oberhaus innerhalb eines Jahrzehntes ein klassisches Drama, Stoff für Erzählungen an langen Winterabenden. Noch 2010 spielten die Gelb-Schwarzen in der Oberliga, in den Jahren davor oft genug im vorderen Tabellenbereich und auch mit beeindruckenden Zuschauerzahlen. Der angestrebte Sprung in die Regionalliga gelang indes nie, und die teuren Kicker kosteten den Club nach dem Abstieg aus der Oberliga auch die Zugehörigkeit zu den überbezirklichen Ligen, denn nur mit dem freiwilligen Rückzug in die Bezirksliga Hohenlohe konnte sich der TSV seinerzeit konsolidieren. Erst 2014 kehrte man in die Landesliga zurück, und der Sprung in die Verbandsliga, der man bisher nur für zwei Spielzeiten angehörte, wurde oft knapp verpasst.
Der 1846 als reiner Turnverein gegründete TSV ist ein Mehrspartenverein mit rund 2.600 Mitgliedern und zahlreichen Abteilungen, deren Auflistung den Rahmen sprengen würde. Leichtathletik, Basketball und Frauenfußball gehören zu den großen Aushängeschildern. Innerhalb der Stadt bildet der TSV ein festes Gefüge in Kulturleben, und es ist fast unmöglich, auf einen Horaffen zu treffen, der nicht irgendwie mit einer der Abteilungen verbandelt ist.
Trainer der Horaffen ist Michael Gebhardt, der im 2017 den Trainerposten von Thomas Ackermann beim Landesligisten übernahm. Zuvor spielte er in der 2. Mannschaft, welche auch die erste Trainerstation für den 33jährigen bildet. Was nicht verwundert, denn seit seinem vierten Lebensjahr ist er dem Verein verbunden. 

Historie
Innerhalb des Turnvereins entstand 1919 eine Fußballabteilung, die sich fünf Jahre später, im Zuge der "reinlichen Scheidung", als Sportverein Crailsheim selbständig machte. Im Oktober 1933 kam es zur von den Nationalsozialisten vorangetriebenen Fusion von Turngemeinde, Turnerbund und Sportverein. Nach dem Krieg gehörte man überwiegend der 2. Amateurliga an, stürzte sogar mal 1954 und 1960 in die A-Klasse ab, rappelte sich aber stets wieder auf. Für zwei Jahre, von 1964 bis 1966, gehörte man gar der 1. Amateurliga an. Erst Jahre später und mit Engagement des langjährigen Mäzens, dem 2019 verstorbenen Hosta-Geschäftsführer Hermann Opferkuch, kam der Verein wieder zu alter Blüte. Opferkuch, selber einst Spieler im gelben Trikot, rettete den Club vor dem finanziellen Kollaps, und unter seiner Ägide stürmte man 2003 sogar in die Oberliga. Der Verein, so hieß es im Nachruf, profitiere noch heute von der von ihm gesorgten Infrastruktur. Abgesehen von der Umbruchsaison 2017/18, wo nur ein 7. Platz heraussprang, knabberten die Crailsheimer seit ihrem Landesliga-Aufstieg 2014 immer am Tor der Verbandsliga. Aber erst die abgebrochene Saison 2019/20 hat ihnen die Zugehörigkeit zur obersten württembergischen Spielklasse eingebracht.

Die Verbandsliga-Statistik

Spielzeiten

Saison Pl. Sp. S U N
T
P.
2001/02 4. 32 16 6 10 57 : 35 54
2002/03 1. 28 21 1 6 68 : 23 64

73. Platz, 125:58 Tore, 118 Punkte

28 mal, zuletzt am 31. Mai 2003

Höchste Siege
Heimspiele
8:0 gg. FV 1893 Ravensburg (16.11.2002)
8:0 gg. FV Biberach (20.10.2002)
5:0 gg. TSV Ofterdingen (14.10.2001)
Auswärtsspiele
8:0 gg. FV Biberach (11.05.2003)
5:1 gg. TSV 1905 Schönaich (08.09.2002)

Höchste Niederlagen
Heimspiele
1:3 gg. VfL Kirchheim/Teck (21.04.2002)
Auswärtsspiele
0:3 gg. VfB Friedrichshafen (26.10.2002)

Torreichste Spiele
02.06.2002: FV Biberach gg. TSV Crailsheim 5:3
20.10.2002: TSV Crailsheim gg. FV Biberach 8:0
16.11.2002: TSV Crailsheim gg. FV 1893 Ravensburg 8:0
11.05.2003: FV Biberach gg. TSV Crailsheim 0:8 

Verbandsligaserien
Ungeschlagen
9 Spiele vom 14.10.2001 bis 10.03.2002
Sieglos
4 Spiele vom 06.04.2002 bis 28.04.2002
Siege
5 Spiele vom 05.04.2003 bis 17.05.2003
Niederlagen
je 2 Spiele vom 18.05.2002 bis 26.05.2002 und vom 28.09.2002 bis 03.10.2002

Direktvergleich

Verein Sp. S U N
T.
P.
SV Fellbach 2 1 1 0 3 : 2 4
VfB Friedrichshafen 2 1 0 1 2 : 3 3
1. FC Normannia Gmünd 2 2 0 0 5 : 1 6
FC Wangen 05 2 2 0 0 7 : 0 6
Noch keine Verbandsligaspiele gegen die anderen Vereine.

Bilanz der letzten 25 Jahre
(Verbandsligajahre in Fettdruck)
Saison Liga Pl. Sp. S U N
T.
P.
2019/20 Landesliga 1. 18 12 4 2 49 : 19 40
2018/19 Landesliga 3. 30 15 7 8 78 : 48 52
2017/18 Landesliga 7. 30 13 4 13 49 : 51 43
2016/17 Landesliga 4. 30 16 3 11 66 : 46 51
2015/16 Landesliga 3. 30 14 8 8 74 : 43 50
2014/15 Landesliga 2. 30 18 5 7 67 : 38 59
2013/14 Bezirksliga 1. 30 24 4 2 98 : 26 76
2012/13 Bezirksliga 4. 32 16 6 10 65 : 38 54
2011/12 Bezirksliga 5. 32 17 5 10 52 : 38 56
2010/11 Bezirksliga 3. 30 20 5 5 71 : 33 65
2009/10 Oberliga 17. 34 6 9 19 29 : 59 27
2008/09 Oberliga 13. 34 14 3 17 54 : 61 45
2007/08 Oberliga 7. 34 17 7 10 65 : 43 58
2006/07 Oberliga 6. 34 15 8 11 65 : 53 53
2005/06 Oberliga 11. 34 11 7 16 55 : 53 40
2004/05 Oberliga 6. 34 14 13 7 60 : 39 55
2003/04 Oberliga 2. 34 20 6 8 71 : 38 66
2002/03 Verbandsliga 1. 28 21 1 6 68 : 23 64
2001/02 Verbandsliga 4. 32 16 6 10 57 : 35 54
2000/01 Landesliga 1. 30 22 6 2 88 : 37 72
1999/00 Landesliga 3. 30 18 6 6 65 : 35 60
1998/99 Landesliga 8. 32 14 8 10 58 : 52 50
1997/98 Bezirksliga 1. 30 20 4 6 73 : 37 64
1996/97 Bezirksliga 9. 30 10 9 11 38 : 40 39
1995/96 Bezirksliga 9. 32 12 5 15 56 : 56 41

Der vorläufige Spielplan

Heimspiele in Fettdruck
(Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen vorbehalten)

Hinrunde Rückrunde
SV Fellbach 22.08.20 06.03.21
VfB Neckarrems Fußball 29.08.20 13.03.21
FSV Hollenbach 02.09.20 20.03.21
SKV Rutesheim 05.09.20 27.03.21
1. FC Heiningen 12.09.20 05.04.21
1. FC Normannia Gmünd 16.09.20 01.04.21
TSG Hofherrnweiler-Unterrombach 19.09.20 10.04.21
FC Holzhausen 26.09.20 17.04.21
VfL Pfullingen 03.10.20 24.04.21
VfL Sindelfingen 10.10.20 01.05.21
Türkspor Neu-Ulm 17.10.20 08.05.21
SSV Ehingen-Süd 24.10.20 13.05.21
TSV Heimerdingen 31.10.20 16.05.21
VfB Friedrichshafen 07.11.20 22.05.21
FC Wangen 05 14.11.20 29.05.21
TSG Tübingen 21.11.20 03.06.21
TSV Berg 28.11.20 06.06.21
Calcio Leinfelden-Echterdingen 06.12.20 12.06.21
TSV Essingen 27.02.21 19.06.21

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