Mittwoch, 1. Oktober 2014

Nur ein halber Zeitenwechsel - Normannia Gmünd gegen Sportfreunde Schwäbisch Hall

Beschwörungszeremonien

Normannia Schwäbisch Gmünd gegen Sportfreunde Schwäbisch Hall, da war doch was? Genau! Eine ziemlich negative Ligabilanz zuungunsten der Schwerzermannschaft. Es klingt fast schon wie ein schlechter Traum, aber in Ligaduellen zwischen beiden Teams zog die Normannia bislang immer den kürzeren, abgesehen vom ersten Heimspiel gegen die Haller in der Saison 1971/72. Damals, als die Normannia auch als Tabellenzweiter an der Deutschen Amateurmeisterschaft teilnahm, behielt die Schwerzer-Elf mit 2:1 die Oberhand. Ansonsten hagelte es in 11 weiteren Duellen Niederlagen, sowohl in Gmünd, als auch in Hall.



Für die Statistikvernarrten, die Historiker und den Zweiflern sei hier nochmals die Bilanz aufgelistet:

1971/72: 2:1 (H) / 0:1 (A). Normannia am Ende auf Platz 2, Hall auf Platz 13.
1972/73: 1:2 (H) / 1:4 (A). 4. Platz / 3. Platz
1973/74: 1:3 (H) / 1:3 (A). 13. Platz / 7. Platz
1974/75: 0:2 (H) / 1:3 (A). 14. Platz / 8. Platz
2012/13: 0:2 (H) / 0:2 (A). 8. Platz / 4. Platz
2013/14: 1:2 (H) / 0:1 (A). 10. Platz / 5. Platz

Gesamt lautete diese Bilanz aus Sicht der Gmünder: 12 Spiele, 1 Sieg, 11 Niederlagen, 8:26 Tore. Kein Ergebnis, das man sich auf eine Medaille gravieren lassen würde.

Auch diesmal schien die Ausgangslage nicht unbedingt für Normannia zu sprechen. Nach dem zugegeben "ziemlich geilen 0:0" 14 Tage vorher gegen Tabellenführer Bissingen gab es in der Vorwoche ein ernüchterndes 0:5 beim Lokalrivalen Göppinger SV. So ging ich diesmal mit durchaus gemischten Gefühlen in den Schwerzer - einerseits lag der 0:5-Dämpfer schwer im Magen, andererseits war ich felsenfest davon überzeugt, dass Normannia heute erfolgreich etwas zur Statistikverbesserung beitragen würde.

Im Schwerzer herrschte Hochbetrieb - zeitgleich fand ein Jugendturnier auf dem benachbarten DJK-Platz statt, und überall parkten Autos oder Vereinsbusse. Mit der Mannschaft von Schwäbisch Hall kamen auch einige bekannte Gesichter, die ich von meinem Besuch in der vergangenen Saison kennenlernen durfte. Neu hingegen war der freundliche ältere Herr, der mir diesmal die Eintrittskarte verkaufte. Für ihn das erste Mal, und als ich weiterging bemerkte ich eine andersartige Oberfläche meines Tickets. "Nanu? Seit wann sind die Eintrittskarten laminiert?" Aber nein, der gute Mann gab mir für 6 Euro eine Dauerkarte in die Hand! Nun, ehrlich (oder dumm, das mag jeder für sich entscheiden. Ich halte es mit "m'r bescheissat ehrlich!") wie ich bin, gab ich die Dauerkarte natürlich wieder zurück und tauschte sie gegen die korrekte Tageskarte ein.



Marius Nuding
Das Wetter konnte nicht besser sein. Leider nicht nur zum Fußballspielen, sondern auch zu mindestens zwei Festivitäten, an denen ich bei meinem Anmarsch zum Normannia-Stadion zwangsläufig vorbeikam. Wie anders konnten sich die etwas mehr als 200 Zuschauer im Schwerzer erklären?

Große Freude bereitete mir heute die Fangruppe "Der 12. Mann": hat man doch glatt ein paar kleine schwarz-rote Fähnchen platziert.

Kurz nach Anpfiff der Partie wurde sie vom Schiedsrichter wieder abgepfiffen, und die Mannschaften legten eine Gedenkminute für den wenige Tage zuvor im Alter von 83 Jahren verstorbenen Helmut Kaupp ein. Wenn einer den Ehrentitel "Normannia-Chronist" verdient hatte, dann er, denn der 1948 in den Verein eingetretene Kaupp war ein lebendes Lexikon, was Normannia-Spiele anging.



Gedenkminute für Helmut Kaupp

Das Spiel begann sehr flott, sowohl Tobias Ex als auch Halls Waldbüßer hatten dicke Torschancen, doch den erfolgreichen Treffer erzielte Manuel Seitz in der 29. Minute nach einer schnell herausgespielten Ecke von Gnaase und Catizone (der an diesem Tag auch noch Geburtstag hatte).
Der Jubel war verständlicherweise groß; nicht unbedingt wegen der historischen Bilanz. Das war die richtige Antwort auf das 0:5-Debakel in der Vorwoche.

Doch damit nicht genug, die Normannia war in dieser 1. Halbzeit eindeutig die bessere Mannschaft und hatte auch noch zwei ganz dicke Chancen, die eigentlich zu einem Treffer hätten führen. So allerdings blieb es nur beim mageren 1:0 beim Pausenpfiff.

Passender Halbzeitstand

In der Kabine muß Halls sympathischer Trainer Thorsten Schift entweder einen ordentlichen Rüffel verteilt haben, oder die blauen Jungs aus Hall sind in den Kessel mit dem Zaubertrank gefallen. Was es auch war, es half. Die Sportfreunde aus der Salzsiederstadt legten mächtig zu, und das Publikum im Schwerzer wurde nun mit einem ordentlichen Schlagabtausch belohnt, der leider nur auf der Gästeseite zum Erfolg führte. In der 74. Minute konnte Deniz Ruiz-Maile den zu diesem Zeitpunkt wieder verdienten Ausgleichstreffer erzielen, und bei diesem 1:1 blieb es auch. Hier rächte es sich, dass es Normannia versäumte, in der 1. Halbzeit "den Sack zuzumachen". Ein zusätzliches Ärgernis war die Gelb-Rote Karte gegen Manuel Seitz, nachdem dieser einen Pfiff des Schiedsrichters ignorierte und den Ball aufs Tor schoß.

Letztlich war das Unentschieden verdient, wenn auch aus unserer Sicht unnötig wie die Maul- und Klauenseuche. Aber was will man dagegen machen? So reichte es leider nach über 40 Jahren nur zu einem "halben Zeitenwechsel". Statt endlich einen Sieg zu feiern, gab es nur ein Unentschieden. Ein Trost bleibt: in der bislang einzigen Saison, in der man gegen Hall Punkte einfahren konnte (1971/72), schnitt man am Ende der Saison auch besser ab. Das verheißt eigentlich auch was gutes für die Saison 2014/15.



Eine schöne Geste war die Tatsache, das noch zahlreiche Spieler von Schwäbisch Hall nach der Partie ins Vereinsheim kamen, wo unser Bredi seine obligatorische und mittlerweile auch schon wieder traditionelle "Fraternisierung mit den Gästen" betreiben konnte.


Haller Fußball-Ballett







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