Mittwoch, 9. April 2014

Weit weg vom Bökelberg - TV Derendingen gegen SC Freiburg II

So sehen Siegerinnen aus - Platz 1 gegen den SC Freiburg II verteidigt.
Gäbe es eine Zeitmaschine, der Fußballhistoriker des TV Derendingen würde gewiss ins Jahr 1951 zurückreisen, um ein Foto der Meistermannschaft nachzuholen. Damals, im entscheidenden Spiel in Reutlingen auf dem Schlackenplatz der Ringelbachstraße gegen den TSV Honau, konnte kein Foto der siegreichen Derendinger geschossen werden. Das Spiel begann so spät, dass es in völliger Dunkelheit beendet wurde. Derendingens rechter Läufer soll während der Partie seinem Mittelläufer mehrfach zugerufen haben, "Herbert schrei mr au, wenn dr Ball kommt!" Bei diesen "Licht"verhältnissen war eine fotografische Dokumentation der Siegerelf schlicht undenkbar.

Alles, was das Fanherz begeht.
Moment mal? TV Derendingen? Wo bitteschön liegt Derendingen? Ich muß gestehen, ohne die Tassensammelleidenschaft eines Hardy Grüne hätten mich meine Recherchen wohl nicht so schnell in die Tübinger Gartenstadt geführt, denn Derendingen ist seit 1938 Ortsteil der Universitätsstadt.
Der TV Derendingen führt einen mustergültigen Fanshop inklusive Fußballtassen, und durch den netten Kontakt mit dem TVD-Fanshop in Person von Susanne Dölker - bei der ich mich nochmals sehr herzlich für den freundlichen Empfang und die Hilfe im Bezug auf die Vereinsgeschichte bedanken möchte - kam es, das sich nicht nur temporär eine Fußballtasse und einige andere schwarz-rote Fanutensilien bei mir aufhalten, sondern das ich zum zweitenmal in kurzer Zeit mit der Hohenzollerischen Landesbahn fuhr. Es ist leider so, das ich zwar einiges an Material zum württembergischen Fußball besitze, den TV Derendingen aber nicht einmal in der 2. Amateurliga aufspürte. Vom Vorkriegsfußball ganz zu schweigen.

Um aber in die legendäre Tassen-Like-Liga des Fußballautors Hardy Grüne aufgenommen zu werden, da reicht es nicht, einfach "nur" eine Tasse nach Niedersachsen zu senden. Da muß auch Geschichte her, eine Seele, damit der bekennde Fan von Göttingen 05 in die Tasten haut. Da der Verein nun mal nicht zu den großen, altehrwürdigen Namen des schwäbischen Fußballs zählt, sind hierfür greifbare Ereignisse aus der Distanz nicht einzubringen. Das Dilemma ließ sich nur durch Vor-Ort-Recherche lösen, was ich als sehr spannend empfand, da ich es gerne mal der "Generation Google" (typische Wikipedia-Löschargumentation: "0 Googletreffer = unwahr") zeige, was ich mir unter Recherche vorstelle. Dazu gehören auch wieder einmal eine längere Bahnfahrt - 5 Stunden für Schwäbisch Gmünd nach Derendingen und zurück. Zur Belohnung darf ich mich jetzt als wahrscheinlich die Person bezeichnen, die sich außerhalb Tübingens am besten über die Fußballhistorie des TV Derendingen auskennt.

Wie der Vereinsname schon andeutet, handelt es sich bei dem im Jahre 1900 gegründeten Verein ursprünglich um einen reinen Turnverein, dessen Gründungsdatum 11. August bewußt gewählt wurde, da es mit dem Geburtstag von Turnvater Jahn zusammentraf. Bereits 1920 wurde eine Frauenriege gegründet, die ebenso wie die turnenden Männer einige lokale Erfolge vorweisen konnte.
Fußball wurde in Derendingen auch gespielt, aber erst seit 1924. Damals wurde der VfB Derendingen gegründet, über den man fast gar nichts weiß, außer, das die Kicker sich nicht ins Vereinsregister eintragen ließen. Die Chronisten sind sich nicht mal einig, ob die Abkürzung für "Verein für Bewegungsspiele" oder "Verein für Ballspiele" stand. Einig ist man sich nur über die Kurzlebigkeit des VfB: bereits am 21. März 1925 traten die Fußballer den Turnern bei, in einer Zeit also, in der ansonsten die Fußballabteilungen aus den Turnvereinen austraten. Ganz reibungslos ging der Beitritt allerdings nicht über die Bühne. Zahlreiche Turner mokierten sich über die 50 Mark Schulden, die die Fußballer in die Vereinsehe mitbrachten. Letztendlich übernahmen die Turner die Schulden des VfB, sagten finanzielle Unterstützung bei Auswärtsspielen zu und verplichteten sich zum Kauf von drei Fußbällen und Toren für die neue Spielabteilung. Im Gegenzug mußten sich die Fußballer im Sommer und Winter je an einen Abend geschlossen am Turnen beteiligen und auch sonst bei öffentlichen Veranstaltungen als Turnsportler betätigen.
Spieler der TVD-Reserve "überbrücken"
zu den Umkleidekabinen.
Im September 1925 wurde der Sportplatz eingeweiht, 1928 das Sporthaus der Fußballer. Ansonsten ist es merkwürdig ruhig. Lediglich wenn die Fußballer knapp bei Kasse sind - und das sind sie wohl ziemlich oft - tauchen sie in den Vereinsprotokollen auf. Überliefert ist eine Anekdote aus dem Jahr 1931, als die Spieler per Pferdefuhrwerk ins ca. 20 km entfernte Kayh zum Auswärtsspiel gekarrt wurde. Wie das Spiel endete ist nicht überliefert, aber von der ganzen Mannschaft kehrten an jenem Sonntagabend nur noch vier zurück. Der Rest trudelte erst am Montag in Derendingen ein, offenbar gefiel es ihnen im Raum Herrenberg zu gut...

Wie alle Sportvereine in Südwürttemberg wurde auch der TVD nach dem Krieg von den französischen Besatzungsbehörden verboten. Ab 1946 traten die Kicker aus dem Süden Tübingens vorübergehend unter dem Namen Sportverein Derendingen an, ehe im Herbst 1949 wieder der alte Name geführt werden durfte. Mehrmals wechselte die Ligazugehörigkeit zwischen A-Klasse (vergleichbar mit der heutigen Bezirksliga) und der B-Klasse, und auch der Aufstieg in die II. Amateurliga war ein paar mal in greifbarer Nähe, wiewohl es nie klappte. Mitglied der 1959er Meisterelf war übrigens Edgar Spies, Vater von Bundesliga-Profi Uwe Spies. Bemerkenswert in jener Zeit ist auch der zwölfmalige Gewinn des Fairneßpreises des Württembergischen Fußballverbandes, was für den sportlichen Kampfgeist der Mannschaft spricht.

1965 scheiterten die Derendinger im WFV-Pokal erst im Wiederholungsspiel des Viertelfinales am höherklassigen Stuttgarter SC, was bis dato als größter Vereinserfolg gezählt wird. 1975 stieg die Mannschaft nach 16 Jahren in der A-Klasse wieder ab, konnte 1978 allerdings die Rückkehr in die nun Bezirksliga genannte Klasse erreichen, von der das Auf und Ab wieder von vorne begann.

TVD-Fanschal.
Wahrlich nichts, was die Derendinger von anderen ähnlichen Vereinen unterscheiden würde, wären da nicht die Fußballfrauen. Frauenfußball, das muß man wissen, galt dem DFB lange Zeit als Suspekt, der "Natur des Weibes im Wesentlichen fremd", man sah "Anstand und Schicklichkeit" oder die Gebärfähigkeit der Frau in Gefahr. Klingt nach Schlagzeilen eines Satire-Magazins, ist aber traurige Realität. 1955 verbot der DFB den Frauen sogar, Fußball zu spielen, und erst am 31. Oktober 1970 rückte der Verband von dieser weltfremden Entscheidung ab. Bereits 1969 legten die Derendinger Frauen aus einer Stammtischlaune heraus vor, ebenfalls gegen das runde Leder treten zu wollen. Fußballpionierinnen im Bezirk waren Evi Hellstern, Rose Rammensee, Ulla Rösch und Gertrud Wiesenfahrt, die die Keimzelle der erfolgreichen Frauenelf bildeten. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn zunächst waren es nur exakt 11 Spielerinnen, die 1970 ihre Pässe vom Verband erhielten.

Langsam aber stetig pirschten sich die Spielerinnen in höhere Spielklassen vor, bis 2011 der Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg gelang. Platz 3 in der Premierensaison und Platz 2 2013 lauten bislang die beeindruckenden Ergebnisse, und 2014 stehen die Chancen nicht schlecht, die Saison mit Platz 1 und dem neuerlichen Aufstieg zu beenden. Ein Aufstieg in die Regionalliga Süd würde auf einer Stufe mit dem Gewinn des WFV-Pokals und der anschließenden DFB-Pokal-Teilnahme 2012 stehen, als die Derendingerinnen vor 320 Zuschauer Zweitligist TSV Crailsheim mit 1:2 unterlagen. Ein Klassenunterschied war nicht erkennbar, und selbst Crailsheims Trainer Christian Isert gab unumwunden zu, das sein Team Glück hatte, die nächste Runde zu erreichen.
Auf die Leistung der Derendingerinnen durfte ich also gespannt sein, zumal zahlreiche Spielerinnen der Pokalelf in der Aufstellung standen. Passenderweise wählte ich für meinen Besuch die Spitzenpartie der Oberliga gegen den Tabellenzweiten SC Freiburg II.

Doch das war nicht das einzige Highlight des Tages. Der TV Derendingen rief zum Super-Sonntag in die Gartenstadt und bot dem Fußballbegeisterten 4 Heimspiele an, ein wahrer Fußballmarathon eben. Dafür nehme sogar ich die lange Anreise in Kauf.

Schloß Hohentübingen blickt auf
Derendingen und die Steinlach.
Von der Haltestelle Derendingen aus sind es ungefähr 25 Minuten Fußmarsch bis zur Spielstätte des TVD, und der Weg führt überwiegend idyllisch an der Steinlach entlang, einem Nebenfluß des Neckar. Derendingen scheint ein sportbegeisteter Stadtteil zu sein, denn unentwegt muß ich Hobbyläufern ausweichen. Auch mir kribbelt es in den Füßen, und ich würde am liebsten auf dieser herrlichen Strecke die Laufschuhe schnüren.




Bei meinem eintreffen ist es bereits Mittag, und auf dem Kunstrasen läuft die Schlußphase der Partie in der Regionenliga zwischen der 2. Frauenmannschaft und den Spielerinnen des FC Rottenburg 1946. Tore sehe ich keine mehr, aber die Gäste aus der Bischofsstadt siegen verdient mit 3:1.

Ich nutze meine Zeit, um Eindrücke einzusammeln. Die Derendinger Sportanlagen bestehen aus einem Rasenplatz rechts der Steinlach und einem Hartplatz links vom Fluß. Dem Umkleidetrakt und der Geschäftsstelle angeschlossen ist das Vereinsheim mit einem herrlichen Biergarten. Ich beginne davon zu träumen, das meine Normannia einmal Freitags zu einem Spiel nach Derendingen muß. Freitags deshalb, weil das Vereinsheim jeden Freitag Maultaschen in verschiedenen Varianten anbietet. Mittlerweile ist es ein Insidergag, dass ich dem Verein beitrete, der im Stadion Maultaschen anbietet. Das wäre natürlich die Krönung für den Spätzleskicker: im Biergarten sitzen, Maultaschen verzehren und gleichzeitig Fußball sehen. Der Verein beginnt, mir richtig sympathisch zu werden.
Sportplatz mit Biergarten.
Maultaschen am Freitag.




Bälle aus der Steinlach fischen.






Die heutigen Spiele finden jedoch nicht auf Rasen, sondern auf dem Hartplatz. Hierzu müssen die Aktiven eine schmale Holzbrücke überqueren. Alles wirkt eher gemütlich und nach Biergartenidylle, weniger nach harten sportlichen Kämpfen, die da noch folgen. Die Steinlach zeigt auch ein kleines Problem auf. Hier genügt es nicht, als Balljunge am Spielfeldrand zu stehen und das runde Leder mal eben wieder dem Spiel zuzuführen. Das ist vielleicht was für die Weicheier aus der Bundesliga. In Derendingen müssen die Bälle aus dem Fluß gefischt werden, und das geschieht mehr als einmal.

Parkidylle.
Auf dem Hartplatz stehen die Zuschauer direkt an den Seitenlinien. Keine Bande, kein Geländer. Mittendrin statt nur dabei. Gemütlichkeit strahlt auch der Imbissstand aus, der ein wenig nach Marke Eigenbau aussieht. Hinter dem Spielfeld mäandert friedlich ein kleines Bächlein umher, und die ganze Spielfeld-Szenerie wirkt ein wenig surreal. Ich merke: hier bin ich richtig, das ist meine Welt.

Mit etwas Verzögerung beginnt das Kreisligaspiel der 2. Männermannschaft gegen den TSV Mähringen. Derendingens Jürgen Graeff trudelt zunächst als Nachzügler ein, dann bekriddelt Schiedsrichter Volker Krissler auch noch sein Nasenpiercing, das schließlich entfernt wird. Mähringen ist ein Ortsteil von Kusterdingen, und der TSV liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz der Kreisliga B. Das Team fällt mir dadurch auf, dass auf den Trikots zwischen TSV und Mähringen ein eigentlich unsinniger Bindestrich steht. Im Gegenzug trägt Mähringens Keeper Christoph Doll die eher seltene Rückennummer 99, was allerdings auch nicht verhindert, dass er im Laufe des Spiels 6 Tore kassiert. Trotz dieser eindeutigen und verdienten 0:6-Niederlage gehen die Mähringer recht gutgelaunt nach Hause. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Fußball.

99 Torhüter...
Großer Auftritt für Freiburg.











Während des Spiels tuckert von der Fuchsstraße her der Mannschaftsbus des SC Freiburg ein, offenbar auf der Suche nach dem Parkplatz. Schon beim Anblick dieses Giganten wird der Unterschied zwischen beiden Vereinen deutlich. Dort der Proficlub aus dem Breisgau, hier der Amateurverein. Die Etatunterschiede dürften gewaltig sein. Das wird mir umso bewußter, als ich nach Spielbeginn gebeten werde, meinen Eintritt zu entrichten. "Sie sind von der Presse oder so, nicht wahr?" fragt die freundliche Kassiererin mit dem TVD-Fanschal eher rhetorisch und will schon weiter gehen. "Nein, ich bin zum reinen Privatvergnügen hier. Ich muß durchaus zahlen. Was kostet es denn?" - "Ach, das ist aber nett, dass Sie so ehrlich sind. Ich wäre jetzt einfach weitergegangen. Das macht 2,50 Euro" - "So günstig? Ich komme mir ja vor wie ein Dieb!" - "Ja, wir haben vor einiger Zeit die Preise gesenkt". Nicht nur der Eintrittspreis steht im krassen Gegensatz zur Oberliga der Männer, auch andere Unterschiede fallen auf. Das bereits erwähnte stehen an der Seitenlinie, Verkauf von Getränkeflaschen aus Glas statt Bier aus Plastikbechern - irgendwie müssen wir Männer doch Schweine sein, wenn in der Fußballoberliga der Männer solche Vorschriften nötig sind, bei den Frauen hingegen angenehme Anarchie herrscht.














Das Interesse für die Partie ist groß. Mehrere Fotografen sind zugegen, zudem wird die Partie vom Schwäbischen Tagblatt filmisch festgehalten. Aber auch der Zuschauerandrang überrascht die Gastgeber, Würste und Bier gehen aus und müssen mühsam herbeschafft werden. "Wer konnte denn auch ahnen, dass so viele Leute kommen?" höre ich sagen.

Die knipsende Zunft.
In der Freiburger Mannschaft stehen nur drei Spielerinnen aus dem Hinspiel, der Rest tritt für gewöhnlich im Bundesligateam an. Doch auch in Derendingen läßt man sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen.
"Sag' mal, ich dachte wir spielen heute auf dem Rasenplatz", fragt eine etwas später hinzugekommene Zuschauerin, "warum wird dann auf dem Hartplatz gespielt?" - "Weil se in Freiburg koin Kunschtrasa hän ond dr Ball da andersch hupft" lautet die lapidare Antwort.

Weit weg vom Bökelberg.
Das Spiel wird geleitet von Nathalie Eisenhardt, die auch schon das WFV-Pokalendspiel des TV Derendingen pfiff. Ich geselle mich zu einem kleinen Grüppchen direkt am Spielfeldrand, dort, wo man den Ball noch in die - Pardon - Fresse kriegen kann.
Besonders ein Mann mit Gladbach-Mütze und -Armbanduhr finde ich sympathisch, der trotz Bundesliga-Fanartikel zum TVD hält. Vor allem als sein Sohn aufgeregt zu ihm gesprungen kommt, ist es schwer ernst zu bleiben. "Papa, Papa, wir hän am Bach a Lager gfunda!" - "Oh, nimms bloß ned mit Hoim. Außer 's isch a Getränkelager, na könne ma nomal drüber schwätza" meint der Borussen-Papa.

Die Freiburgerinnen, das muß man eingestehen, sind balltechnisch gewitzter und Siegeshungrig. Gnadenlos nutzen sie entstehende Lücken der Derendinger Verteidigung und rennen das Tor von Melanie Bölzle an, doch die läßt sich nicht beirren.
Als eine Freiburgerin mal wieder durchzubrechen droht, geht ein Raunen durch das Publikum. "Puh, gut das  ma auf 'em Kunschtrasa schpielat. Auf 'em Rasa wär se jetzt durchgwä" meint einer der Zuschauer.

Die Halbzeit lautet 0:0, trotz technischer Überlegenheit der Breisgauerinnen stehen zwei gleichwertige Teams auf dem Platz. Die zweite Hälfte ließ die Derendingerinnen aggressiver vor dem Tor der Gäste auftauchen, ohne das es im Gegenzug im Gehäuse Melanie Bölzles langweiliger werden würde.

Nach einer Stunde geschieht es: Freiburgs Torhüterin Teresa Straub bringt Simone Leins im Strafraum zu Fall, was mit einer Gelben Karte und Strafstoß geahndet, den Tina Wurster sicher verwandelt. Ein kleiner Hartplatz im fernen Tübingen steht Kopf - das könnte es am Bökelberg nicht besser geben.

Auf Foul ...
... folgt Elfmeter ...


... folgt grenzenloser Jubel!
Natürlich resigniert Freiburg nicht, hat auch die Chance zum Ausgleich, aber Bölzle verhindert das Tor, wobei einer Zuschauerin nach eigenen Worten "beinahe das Herz stehengeblieben wäre. Macht die Melli doch glatt einen Halbspagat zur Abwehr".
Auch Derendingen hat die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen - Aber es fallen keine weitern Tore mehr in diesem Spiel.

Beim TVD ist der Jubel verständlicherweise groß, erhöht man doch den Abstand zu Freiburg auf 5 Punkte, kommt dem Ziel Aufstieg einen Schritt näher - auch wenn ein paar Zuschauer nicht sicher sind, ob die nächsthöhere Liga Regional-, Regionen-, Landes- oder Verbandsliga heißt.

Spielerinnen und Zuschauerinnen fallen in verdiente Jubelarien ein (siehe Titelbild), und schon geht es los mit dem letzten Spiel des Tages, dem Spiel der 1. Männermannschaft gegen den TB Kirchentellinsfurt. Kirchentellinsfurt, dieser Name sagt sogar mir etwas, war die Mannschaft doch lange genug in der Landesliga und gastierte schon im WFV-Pokal. Zudem ist der TB ein Team, das seinen Namen nicht auf die Trikots bekommt.




Landesliga ist ein Ziel, dass der TVD auch endlich einmal erreichen will, doch dazu müssen heute Punkte her. Die Derendinger zaudern auch nicht lange, stürzen sich aufs Gästetor. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis der Gastgeber in Führung geht, und es seiner Reserve und den Frauen nach macht.

Ich stehe direkt hinter Derendingens Trainer Peter Kaschuba und bei den Auswechselspielern - wo bitte gibt es das im Profifußball? - und schaue auch Susanne Dölker über die Schulter, die als Ordnerin fungiert, aber auch Fotos für den Verein schießt.









In der 26. Minute ist es dann soweit: Derendingen geht verdient in Führung. Allerdings muß wie bei den Frau ein Elfmeter her, der in diesem Fall zweimal ausgeführt werden muß. Aber Mohammed Arfaoui behält zweimal Nerven und verwandelt sicher zum 1:0.

1:0 im zweiten Versuch.


Francesco Cuttaia
Leider kann ich nur die erste Halbzeit verfolgen, und muß um 17 Uhr gehen, damit ich meinen Zug erreiche. Schließlich trudele ich erst um 20:30 Uhr Zuhause ein. Wahrscheinlich aber immer noch früher als die Freiburger, deren Bus zugeparkt ist und dem Busfahrer zu verzweifeltem Hupen veranlaßt.

Zuvor lichte ich einen noch strahlenden Francesco Cuttaia ab, und nötige die Ersatzspieler zu einem "Sind wir nicht alle Normannia?"-Fotoposing, dann muß ich schon wieder zum kleinen Derendinger Bahnhof.

Die zweite Halbzeit endet nicht so glücklich, Derendingen kassiert 4 Treffer und muß sich zunächst von Aufstiegsträumen verabschieden. Irgendwie hat doch mein Heimfluch wieder zugeschlagen. Andererseits kann ich es mir auf die Fahnen schreiben, dass es während meiner Anwesenheit in 3 Spielen 8:0 für Derendingen stand. Vielleicht bin ich ja doch eine Art Maskottchen?

Sind wir nicht alle ein bisschen Normannia?
Benjamin Klett, Emre Bas und Manuel Binder.
Hat sich die Reise für mich gelohnt? Absolut! Ich glaube, ich habe diesen Verein ins Herz geschlossen, diese Kombination aus Amateurismus und sportlichen Erfolg - besonders bei den Frauen - gefällt mir. Auch der Zuschauerzuspruch, die Vereinsverbundenheit, findet meine Sympathie, lediglich eine kleine sangesfreudige und stimmgewaltige Fangruppe vermisse ich, und die hätten die TVD-Frauen wahrlich verdient.
Einen auswärtigen Anhänger dürfen die Derendinger jedenfalls als Neuzugang verbuchen: mich.
Ich ärgere mich nur über zwei Dinge. Erstens hätte ich noch einen TVD-Schal kaufen sollen, um die neue Verbundenheit nach außen zu tragen. Zweitens bin ich im Nachklang enttäuscht, dass ich den 19. April bereits per Ehrenwort anderweitig verplant habe. Da spielen die Derendingerinnen nämlich im Viertelfinale des WFV-Pokals bei der SpVgg Rommelshausen. Und Rommelshausen, ja das ist jetzt wirklich nur einen Katzensprung von Schwäbisch Gmünd entfernt. Da hätte ich mich auch zu echten "Te-Vau-De"-Gesängen hinreissen lassen. Versprochen!

TV Derendingen - Immer am Ball.
Spielberichte:
Schwäbisches Tagblatt: TV Derendingen gewinnt 1:0 gegen den SC Freiburg II
Die Ligen: Video zum Spiel TV Derendingen gegen SC Freiburg II 
Statistik-Klein: Glücklicher Sieg der Derendinger Damen gegen den SC Freiburg II
Reutlinger Generalanzeiger: Aufstieg in die Regionalliga winkt
TV Derendingen (Männer): Kirchentellinsfurt stoppt TVD-Siegesserie
TV Derendingen II (Frauen): Das war wohl nichts

2 Kommentare:

  1. Hallo Hansjürgen,
    wir sind total begeistert von Deinem Beitrag. Es ist einfach herrlich, dass es so Menschen wie Dich gibt.

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    1. Hallo Helmut,
      freut mich, das der Bericht beim TVD gut ankommt. Bei gelegenheit werde ich noch die ganzen Fotos, die ich für den Bericht nicht verwenden konnte, auf DVD brennen und zum TVD senden.
      Das mit dem 19. April ärgert mich wirklich ein wenig. Rommelshausen wollte ich sowieso mal besuchen, da hätte sich das Pokalspiel jetzt prima angeboten (zumal Normannia an diesem Tag nicht spielt). Nächste Saison schaue ich mal wieder vorbei, dann mit Schal und TVD-Gesängen ;)
      Viel Erfolg Euch im fernen Süden!

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