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Mittwoch, 14. Mai 2014

Neue Liebe rostet nicht - TV Derendingen gegen ASV Hagsfeld

Noch obenauf: der TV Derendingen im rotem Dress.
Wenn ich - abgesehen von den Normannia-Spielen natürlich - auf Sportplätzen auftauche, dann rufe ich bestenfalls Reaktionen à la "Sind Sie von der Zeitung?" oder "Guck Dir mal den Freak mit der Kamera und dem roten Rugby-Trikot an" hervor.  Hinterher ist man dann überrascht (ich hoffe mal freudig), wenn dann eine kleine Hommage an den Verein im Internet auftaucht, ob der Verein nun Sportfreunde Lorch, TSV Mutlangen oder FC 07 Albstadt heißt (ich freue mich ja schließlich auch, wenn ich zitiert werde, aber das ist eine andere Geschichte). Alle Vereine haben gemein, dass ich bisher dort nur einmal zu Besuch war, aber das sollte sich am Sonntag ändern.

Dem TV Derendingen wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, dass der "Spätzleskick" zum zweiten Mal am Sportplatz auftauchen würde. Und das sogar innerhalb kurzer Zeit. Denn in Tübingen schlug ich bereits Anfang April auf, um am "Super-Sonntag" des TVD vier Spiele zum Preis von einem halben zu verfolgen. Darunter waren auch gleich zwei Spitzenspiele. Zum einen traten in der Oberliga Baden-Württemberg die Frauen gegen den Verfolger SC Freiburg II (hier ein Video zum Spiel), zum anderen kämpften die Männer gegen den TB Kirchentellinsfurt in der Bezirksliga Alb, ebenso mit einem Auge zum Relegationsplatz Richtung Landesliga schielend.

Nun, die Geschehnisse vom April sind mittlerweile Geschichte, blieben aber nicht folgenlos. Was als kleine Liason begann, entwickelte sich zum heftigen Flirt und endete in einer Affäre mit Fernbeziehung, oder wie es Hansjörg Liesl im lesenswerten Sportblog "Schwitzkasten" formulierte: "Spätzleskicker verliebt in Derendingen". Wo der Mann recht hat, hat er nunmal recht. Und ich wußte auch, dass man sich in Derendingen ebenfalls freute, wenn ich mal wieder vorbeischaue.

Ursprünglich hatte ich einen Besuch beim Traditionsverein SG 07 Untertürkheim fest eingeplant, die am Sonntag Zuhause gegen die SpVgg Stuttgart-Ost antraten. Nun begab es sich aber, das am Sonntag mit der ASV Hagsfeld der direkte Verfolger der Oberliga-Spielerinnen des TVD an die Steinlach kamen. Zugleich machen die Karlsruherinnen als die Mannschaft mit der bisher stärksten Offensive von sich reden. Dennoch hatten die Schützlinge von Trainerin Theresa Merk 8 Punkte Vorsprung vor Hagsfeld und Freiburg II, das Team befindet sich also in akuter Aufstiegsgefahr. Und in Zeiten der Gefahr steht man seinem Team bei. Die SGU läuft mir ja nicht weg und wird einfach in der nächsten Saison mal besucht, dann als Aufsteiger der Bezirksliga.

Also wieder einmal mit der Regionalbahn von der Gmünder Landesgartenschau zur Tübinger Gartenstadt. Begleitet wurde ich dabei von meinem Sohn sowie den guten Wünschen aus der Stauferstadt. Denn auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis fragt man zunehmend nach dem TVD, den Stand der Dinge und wie sich die Mannschaften gerade schlagen.

Die Hinfahrt klappte reibungslos, aber statt diesmal auf die Hohenzollerische Landesbahn zurückzugreifen, wurden die knapp 2,5 km vom Tübinger Hauptbahnhof zum "kleinen Bökelberg" zu Fuß zurückgelegt.

Zum Zeitpunkt unseres Eintreffens war es windig, aber sonnig, und es versprach ein angenehmer Tag in der Sonne zu werden. Heute wurde auch auf dem Rasenplatz gespielt, der bei meinem letzten Besuch leider gesperrt war. Die zweite Mannschaft des TV Derendingen führt gerade kurz vor Halbzeit gegen die Zweite des SV Pfrondorf mit 1:0. Die sich tapfer wehrenden Kicker des 1903 gegründeten Clubs sind im deutschen Fußball wohl durch ihr Vereinswappen mit dem Eichhörnchen ziemlich einzigartig. Im Gegensatz zu meinem Fußballbezirk Kocher/Rems gibt es im Bezirk Alb noch eine Kreisliga C, und Pfrondorf II steckt mitten im Abstiegssumpf der Kreisliga B. Analog zum Wappentier des Eichhörnchens fehlt es den wackeren Pfrondorfern gerade am emsigen Punkte sammeln.
Heute auf Naturrasen. TVD II gegen Pfrondorf II.
Große Ehre wird mir zuteil, als mich der Pressewart der Fußballer begrüßt und sich sowohl für den Spätzleskick-Artikel als auch für den erneuten Besuch bedankt. Im Gegenzug darf ich ihm noch nachträglich zum Geburtstag gratulieren und hoffe auf entsprechende Punkte des TVD als würdiges Geburtstagsgeschenk. Natürlich hat der Pressewart auch einen Namen: Helmut Thurner. Aber ich habe den Verdacht, nur das Einwohnermeldeamt und irgendwelche Sitzungsprotokolle nennen ihn so. Landauf landab kennt man ihn im Bezirk nur als Tschumle, und diesen Ehrentitel möchte ich hier verwenden.

Selbstverständlich ließ er mir die Derendinger Gastfreundschaft zukommen, und lud mich zum Gerstensaft ins knuffige Vereinsheim ein. Zuvor allerdings posierten wir zusammen mit der TVD-Hoffotografin Susanne Dölker für das obligatorische Erinnerungsfoto, wobei ich im Nachgang bemerke, dass mir ein Friseurbesuch wieder angebracht sein könnte.



Tschumle ist natürlich mit Leib und Seele seinem TVD verhaftet, und auch sowas wie ein lebendes Vereinsarchiv. Dem "drohenden" Aufstieg der Frauen gilt natürlich meine erste Frage. Ob man denn keine Angst vor der Regionalliga habe, denn schließlich steigen die Kosten, während nicht zwangsläufiger mehr Zuschauer kommen, wenn es der TVD mit illustre Namen wie 1. FC Nürnberg, Wacker München, Sindelfingen II oder Eintracht Frankfurt zu tun bekommt. Natürlich habe man sich Gedanken gemacht, erfahre ich, letztendlich habe aber der TVD seine Hausaufgaben gemacht. Dem kann man wohl nur zustimmen. Juniorinnen, eine zweite Mannschaft. Anders als beim Verbandsliga-Aufstieg 1998, als es dem frisch gebackenen Meister der Landesliga Süd an einem ausreichend großen Spielerinnenkader mangelte, man aber dennoch selbstbewußt sprach: "Wir haben einfach gesagt, dass wir es probieren wollen". In Derendingen blieb man zwar immer mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen, behielt aber stets auch die sportlichen Perspektiven im Auge. Wenn sich Tschumle jetzt fragt, wie ich jetzt diesen Bogen auf 1998 gesponnen habe: im Internet findet man immer wieder ein paar Perlen der Vergangenheit, sogar über den TV Derendingen.

Noch ist nicht viel los am Bökelberg.
In einen Punkt habe ich Tschumle, und wohl auch einen guten Teil der TVDler, amüsiert. In meinem April-Besuch verwendete ich die Überschrift "Weit weg vom Bökelberg". Inspiriert wurde ich von einem Zuschauer mit Borussia-Baseballmütze und einer Mönchengladbach-Armbanduhr, der natürlich dennoch für den TVD zu den Spielen kommt. Mittlerweile wurde mein "kleiner Bökelberg des Südens" als Synonym für den TVD-Platz zum geflügelten Wort. Unbeabsichtigterweise hatte ich mit dem Bökelberg ein Wespennest angestochen. Denn nicht nur der Zuschauer - der übrigens wie mein Sohn Ralf heißt - sondern auch Tschumle und überhaupt die Derendinger sind Gladbach-Verrückte! Die besten Überschriften schreibt halt doch der Zufall. Vielleicht sollte man doch mal über dem Stadion-Kiosk ein Schild mit "Zum kleinen Bökelberg" anbringen?

Eberhard Braun (3. v. r.) und die
1. Mannschaft des TVD.
Mal ehrlich: 70 Jahre? Der lügt doch!
Völlig unerwartet werde ich auf den SVH Königsbronn angesprochen. Eberhard Braun, Trainer beim TVD, hat ein persönliches Interesse am Verein. Zu meiner Schande kann ich ihm nichts davon erzählen, dass der Verein mittlerweile eine Spielgemeinschft mit Oberkochen bildet und in der Kreisliga A antritt. Als Entschädigung nehme ich den Club im Brenztal auf meine Besuchsliste für den Spätzleskick auf, um dem "ewigen Fünfzigjährigen" einen höchstpersönlichen Bericht zu erstellen. "Ewiger Fünfzigjähriger" deshalb, weil der TVD-Coach tatsächlich der älteste aktive Trainer im Bezirk Alb ist. Nur: seine 70 Lenze sieht man dem taufrischen Trainer auch nach dem dritten genauen Blick nicht an, und lange nährten sich die Zweifel in mir, ob er sich nicht schon als Kind älter machte, um nicht jugendfreie Filme im Kino verfolgen oder länger in der Disco bleiben zu können. Am Ende erzählte er mir aber so authentisch von seiner aktiven Zeit beim VfL bzw. Sportbund Heidenheim und den Fußballschlachten mit Lokalrivale Normannia Gmünd, das seine Altersangabe über alle Zweifel erhaben ist.

TVD II gewinnt gegen Pfrondorf II mit 2:1. Das Gegentor nehme ich auf meine Kappe. Gerade gab ich vollmundig damit an, dass ich noch nie ein Gegentor gegen den TVD gesehen hätte, da meinte Benedikt Gerdes in der 89. Minute, "na, dem Manne kann geholfen werden", und versenkt den Ball zum Ehrentreffer für die Gäste.

Schichtwechsel.
Die beiden Teams und Schiedsrichter
Markus Schöck.











Kaum ist das Spiel der Herren-Reserve beendet, da betreten schon die Frauen hochkonzentriert unter Führung von Mannschaftskapitän Nina Weiß das Spielfeld. Die Ausgangslage ist recht simpel. Derendingen, seit dem 8. Spieltag an der Spitze, führt mit 49 Punkten vor den Gästen aus Hagsfeld und der Reserve des SC Freiburg mit jeweils 41 Punkten. Gewinnt der Tabellenführer und Freiburg nicht, dann knallen die Sektkorken und Trainerin Theresa Merk nimmt ein Bad in der Steinlach. So will es nun mal die Tradition.

Kurz nach Anpfiff hat Tina Wurster bereits die Chance auf eine frühe Führung, doch der scharf geschossene Freistoß geht haarscharf an Tor vorbei. In der 5. Minute dann tatsächlich der Führungstreffer. Dummerweise auf der falschen Seite. Der Schiri zeigt auf den Strafstoßpunkt, und Sarah Heilig verwandelt den Elfer für die Badenerinnen. Der vierköpfige ASV-Fanclub bejubelt verständlicherweise die frühe Führung.

Chance auf eine frühe Führung, doch der Kasten von
ASV-Keeperin Michelle Brill bleibt sauber. 
Das 0:1 durch Strafstoß.
Derendingen drängt zum Ausgleich.










Beide Mannschaften spielen sehr offensiv, und Derendingen versucht, den Ausgleich zu erzielen. Aber entweder hapert es beim Abschluß, oder die Hagsfelder Abwehr pariert den TVD-Angriff. Würden meine Haare nicht von alleine ausfallen, könnte ich sie gerade büschelweise ausreißen.
In der 33. Minute ist es Nina Weiß, die mein Haupthaar und die Stimmung am kleinen Bökelberg rettet, und das vollkommen verdiente 1:1 kaltblütig versenkt. Diesmal ist es an uns, lauthals zu jubeln.

Jaaaaaa! 1:1 durch Nina Weiß!
Doch das Echo des Jubels war noch nicht richtig verhallt, das geht Hagsfeld erneut in Führung. Mit diesem 1:2 geht es auch in die Pause, verbunden mit der Hoffnung, das die Wende in Runde 2 kommen möge.
In Schwäbisch Gmünd nimmt man mit Bestürzung den Halbzeitstand zur Kenntnis, nachdem ich per SMS meinen Fußballfreunden Bericht erstatte, und aufmunterende Nachrichten trudeln im Gegenzug auf meinem Handy ein.

Zwei Logenplätze.
Der Zuschauerzuspruch war heute nicht so stark wie beim Spitzenspiel gegen Freiburg. Das ist Schade, aber die Konkurrenz in Form des Muttertages und einer zeitgleich stattfindenden Konfirmation ist einfach zu übermächtig.

Dennoch springen mir zwei besondere Logenplätze ins Auge. Zum einen mein Sohn, der es sich hinter dem Tor gemütlich gemacht hat. Aber in erster Linie die Anwohner der Fuchsstraße, die direkt vom Balkon aufs Spielfeld blicken können. Das ist noch mehr Luxus als bei uns im Gmünder Normannia-Stadion.

Tschumle erzählt mir die Geschichte von einem TVD-Fan, der ganz im Stile des legendären Gladbach-Fans Manolo mit einer Trommel auf dem Dach saß, um sein Team lautstark zu unterstützen. Und ganz wie der echte Manolo stammte der Derendinger Ableger aus der Türkei. So falsch ist mein Bökelberg-Vergleich also doch nicht.

Derendingen nahm in der 2. Hälfte wieder Fahrt auf, um den Ausgleich zu erzielen, jedoch war Hagsfeld nicht klein zu kriegen.






Den Todesstoß versetzt in der 74. Minute Ramona Bohnert: sie umspielt die Abwehr und versenkt den Ball sicher im Netz. Mit dem 1:3 ist irgendwie die Luft beim TVD raus, das Happy-End bleibt aus, und in der 80. Minute ist es nochmals Bohnert, die den 1:4 Endstand erzielt.

Zum Ersten...
...zum Zweiten...


...und zum Dritten.
Tor durch Ramona Bohnert.

















Heute war es an den Gästen, zu jubeln und sich feiern zu lassen. Am Sieg des ASV Hagsfeld ist nichts auszusetzen, der war mehr als verdient. Die Mannschaft aus Karlsruhe hatte ihre letzte Chance, im Meisterschaftsrennen noch mitzuspielen, genutzt und einmal mehr gezeigt, dass sie die torgefährlichste Offensive der Liga besitzt.

Der ASV Hagsfeld und sein Fanclub jubeln zu recht.

Auch Freiburg gewann sein Spiel, aber Derendingen bleibt mit 5 Punkten Vorsprung die Nummer 1 in der Oberliga. In den verbleibenden drei Spielen kann es das Team aus eigener Kraft schaffen, den Aufstieg in die Regionalliga zu verwirklichen, sich nicht vom Druck der Höhenluft beirren lassen.

Schiri Shirin Groh.
Jetzt oblag es den Männern, für ein heutiges Erfolgserlebnis zu sorgen. Gegner war der TSV Gomaringen, und das Wetter erinnerte sich daran, dass am 11. Mai der erste Tag der Eisheiligen ist. Eine dunkle Wolkenfront zog schon in der Schlußphase des Frauensspiel vorbei und verdunkelte den Himmel über Derendingen. Jetzt aber begann es auch noch zu regnen, und es wurde schlagartig kalt und ungemütlich.
Schiedsrichterin Shirin Groh ließ sich ihre gute Laune durch das Wetter nicht verderben, und pfiff ohne Gnade das Spiel an.
"Auf Jungs, ich brauche heute noch ein Erfolgserlebnis, bevor ich Heim fahre", rufe ich dem Team in Rot zu. Sie quittieren mit einem selbstbewußten lächeln. Da kann ja nichts mehr schief gehen.

Neuerlicher Schichtwechsel. Theresa Merk und Philipp Braun.


Der Regen macht das Spiel zum Erlebnis der besonderen Art, und ich werde gezwungen, meine Kamera einzupacken. So verpasse ich in der 18. Minute den Führungstreffer des TVD durch Mohammed Arfaoui, und ich habe mein Erfolgserlebnis. Mohammed Arfaoui? Ja klar, wer denn sonst? Schon bei meinem ersten Besuch erzielte er das Tor für den TVD. Da ich schon wieder zu meinem Zug muß, kann ich eine neue Serie mitnehmen: ich sehe nur Arfaoui Tore für den TVD schießen, denn beim 2:0 durch Luigi Felici war ich schon am Tübinger Hauptbahnhof.

Tschumle im Einsatz.
Zuschauer aus Gomaringen.










Ich verabschiede mich von Susanne und Tschumle und verspreche, noch in diesem Jahr wiederzukommen. Aber das ist ja eigentlich nicht realistisch. Ich denke, sofern es der Spielplan hergibt, werde ich einmal pro Monat zu Besuch kommen. Damit die Liebe nicht rostet.

Die Rückfahrt mit der Bahn war sehr chaotisch und ich kam wesentlich später an als eingeplant. Bei meiner Ankunft habe ich dennoch gleich die Ergebnisse der Bezirksliga Alb studiert. Kirchentellinsfurt patzte, Derendingen gewann, und plötzlich sind es nur noch 4 Punkte zum Relegationsplatz. Sollte das noch klappen und die Tretmühlen der Relegation durchgestanden sein, wäre das ein echtes "Doppelwunder von Derendingen". Man sollte dem Bären natürlich noch nicht das Fell abziehen, aber es wäre auch aus Gmünder Sicht sehr erfreulich. Denn in der Landesliga würde der SV Nehren warten. Und der hat mit Gmünds Edelfan Bredi einen Sympathisanten auf der Ostalb. Zu einer Partie gegen Derendingen, so versprach er mir, würde er gerne zu einer Visite an den kleinen Bökelberg des Südens kommen. Das könnte doch nur noch durch ein WFV-Pokalspiel gegen Normannia Gmünd getoppt werden. Am besten im Frauenfußball. Denn dann könnte ich mal den TVD im Normannia-Stadion begrüßen.



Spielberichte:
TV Derendingen: TVD - TSV Gomaringen 2:0
Reutlinger General-Anzeiger: Merk: Haben ganz schwach gespielt
ASV Hagsfeld: Frauen - Auswärts eine Klasse für sich
SV Pfrondorf: TV Derendingen II - SV Pfrondorf II
Reutlinger Wochenblatt: Zu viele Fehlpässe

Mittwoch, 9. April 2014

Weit weg vom Bökelberg - TV Derendingen gegen SC Freiburg II

So sehen Siegerinnen aus - Platz 1 gegen den SC Freiburg II verteidigt.
Gäbe es eine Zeitmaschine, der Fußballhistoriker des TV Derendingen würde gewiss ins Jahr 1951 zurückreisen, um ein Foto der Meistermannschaft nachzuholen. Damals, im entscheidenden Spiel in Reutlingen auf dem Schlackenplatz der Ringelbachstraße gegen den TSV Honau, konnte kein Foto der siegreichen Derendinger geschossen werden. Das Spiel begann so spät, dass es in völliger Dunkelheit beendet wurde. Derendingens rechter Läufer soll während der Partie seinem Mittelläufer mehrfach zugerufen haben, "Herbert schrei mr au, wenn dr Ball kommt!" Bei diesen "Licht"verhältnissen war eine fotografische Dokumentation der Siegerelf schlicht undenkbar.

Alles, was das Fanherz begeht.
Moment mal? TV Derendingen? Wo bitteschön liegt Derendingen? Ich muß gestehen, ohne die Tassensammelleidenschaft eines Hardy Grüne hätten mich meine Recherchen wohl nicht so schnell in die Tübinger Gartenstadt geführt, denn Derendingen ist seit 1938 Ortsteil der Universitätsstadt.
Der TV Derendingen führt einen mustergültigen Fanshop inklusive Fußballtassen, und durch den netten Kontakt mit dem TVD-Fanshop in Person von Susanne Dölker - bei der ich mich nochmals sehr herzlich für den freundlichen Empfang und die Hilfe im Bezug auf die Vereinsgeschichte bedanken möchte - kam es, das sich nicht nur temporär eine Fußballtasse und einige andere schwarz-rote Fanutensilien bei mir aufhalten, sondern das ich zum zweitenmal in kurzer Zeit mit der Hohenzollerischen Landesbahn fuhr. Es ist leider so, das ich zwar einiges an Material zum württembergischen Fußball besitze, den TV Derendingen aber nicht einmal in der 2. Amateurliga aufspürte. Vom Vorkriegsfußball ganz zu schweigen.

Um aber in die legendäre Tassen-Like-Liga des Fußballautors Hardy Grüne aufgenommen zu werden, da reicht es nicht, einfach "nur" eine Tasse nach Niedersachsen zu senden. Da muß auch Geschichte her, eine Seele, damit der bekennde Fan von Göttingen 05 in die Tasten haut. Da der Verein nun mal nicht zu den großen, altehrwürdigen Namen des schwäbischen Fußballs zählt, sind hierfür greifbare Ereignisse aus der Distanz nicht einzubringen. Das Dilemma ließ sich nur durch Vor-Ort-Recherche lösen, was ich als sehr spannend empfand, da ich es gerne mal der "Generation Google" (typische Wikipedia-Löschargumentation: "0 Googletreffer = unwahr") zeige, was ich mir unter Recherche vorstelle. Dazu gehören auch wieder einmal eine längere Bahnfahrt - 5 Stunden für Schwäbisch Gmünd nach Derendingen und zurück. Zur Belohnung darf ich mich jetzt als wahrscheinlich die Person bezeichnen, die sich außerhalb Tübingens am besten über die Fußballhistorie des TV Derendingen auskennt.

Wie der Vereinsname schon andeutet, handelt es sich bei dem im Jahre 1900 gegründeten Verein ursprünglich um einen reinen Turnverein, dessen Gründungsdatum 11. August bewußt gewählt wurde, da es mit dem Geburtstag von Turnvater Jahn zusammentraf. Bereits 1920 wurde eine Frauenriege gegründet, die ebenso wie die turnenden Männer einige lokale Erfolge vorweisen konnte.
Fußball wurde in Derendingen auch gespielt, aber erst seit 1924. Damals wurde der VfB Derendingen gegründet, über den man fast gar nichts weiß, außer, das die Kicker sich nicht ins Vereinsregister eintragen ließen. Die Chronisten sind sich nicht mal einig, ob die Abkürzung für "Verein für Bewegungsspiele" oder "Verein für Ballspiele" stand. Einig ist man sich nur über die Kurzlebigkeit des VfB: bereits am 21. März 1925 traten die Fußballer den Turnern bei, in einer Zeit also, in der ansonsten die Fußballabteilungen aus den Turnvereinen austraten. Ganz reibungslos ging der Beitritt allerdings nicht über die Bühne. Zahlreiche Turner mokierten sich über die 50 Mark Schulden, die die Fußballer in die Vereinsehe mitbrachten. Letztendlich übernahmen die Turner die Schulden des VfB, sagten finanzielle Unterstützung bei Auswärtsspielen zu und verplichteten sich zum Kauf von drei Fußbällen und Toren für die neue Spielabteilung. Im Gegenzug mußten sich die Fußballer im Sommer und Winter je an einen Abend geschlossen am Turnen beteiligen und auch sonst bei öffentlichen Veranstaltungen als Turnsportler betätigen.
Spieler der TVD-Reserve "überbrücken"
zu den Umkleidekabinen.
Im September 1925 wurde der Sportplatz eingeweiht, 1928 das Sporthaus der Fußballer. Ansonsten ist es merkwürdig ruhig. Lediglich wenn die Fußballer knapp bei Kasse sind - und das sind sie wohl ziemlich oft - tauchen sie in den Vereinsprotokollen auf. Überliefert ist eine Anekdote aus dem Jahr 1931, als die Spieler per Pferdefuhrwerk ins ca. 20 km entfernte Kayh zum Auswärtsspiel gekarrt wurde. Wie das Spiel endete ist nicht überliefert, aber von der ganzen Mannschaft kehrten an jenem Sonntagabend nur noch vier zurück. Der Rest trudelte erst am Montag in Derendingen ein, offenbar gefiel es ihnen im Raum Herrenberg zu gut...

Wie alle Sportvereine in Südwürttemberg wurde auch der TVD nach dem Krieg von den französischen Besatzungsbehörden verboten. Ab 1946 traten die Kicker aus dem Süden Tübingens vorübergehend unter dem Namen Sportverein Derendingen an, ehe im Herbst 1949 wieder der alte Name geführt werden durfte. Mehrmals wechselte die Ligazugehörigkeit zwischen A-Klasse (vergleichbar mit der heutigen Bezirksliga) und der B-Klasse, und auch der Aufstieg in die II. Amateurliga war ein paar mal in greifbarer Nähe, wiewohl es nie klappte. Mitglied der 1959er Meisterelf war übrigens Edgar Spies, Vater von Bundesliga-Profi Uwe Spies. Bemerkenswert in jener Zeit ist auch der zwölfmalige Gewinn des Fairneßpreises des Württembergischen Fußballverbandes, was für den sportlichen Kampfgeist der Mannschaft spricht.

1965 scheiterten die Derendinger im WFV-Pokal erst im Wiederholungsspiel des Viertelfinales am höherklassigen Stuttgarter SC, was bis dato als größter Vereinserfolg gezählt wird. 1975 stieg die Mannschaft nach 16 Jahren in der A-Klasse wieder ab, konnte 1978 allerdings die Rückkehr in die nun Bezirksliga genannte Klasse erreichen, von der das Auf und Ab wieder von vorne begann.

TVD-Fanschal.
Wahrlich nichts, was die Derendinger von anderen ähnlichen Vereinen unterscheiden würde, wären da nicht die Fußballfrauen. Frauenfußball, das muß man wissen, galt dem DFB lange Zeit als Suspekt, der "Natur des Weibes im Wesentlichen fremd", man sah "Anstand und Schicklichkeit" oder die Gebärfähigkeit der Frau in Gefahr. Klingt nach Schlagzeilen eines Satire-Magazins, ist aber traurige Realität. 1955 verbot der DFB den Frauen sogar, Fußball zu spielen, und erst am 31. Oktober 1970 rückte der Verband von dieser weltfremden Entscheidung ab. Bereits 1969 legten die Derendinger Frauen aus einer Stammtischlaune heraus vor, ebenfalls gegen das runde Leder treten zu wollen. Fußballpionierinnen im Bezirk waren Evi Hellstern, Rose Rammensee, Ulla Rösch und Gertrud Wiesenfahrt, die die Keimzelle der erfolgreichen Frauenelf bildeten. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn zunächst waren es nur exakt 11 Spielerinnen, die 1970 ihre Pässe vom Verband erhielten.

Langsam aber stetig pirschten sich die Spielerinnen in höhere Spielklassen vor, bis 2011 der Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg gelang. Platz 3 in der Premierensaison und Platz 2 2013 lauten bislang die beeindruckenden Ergebnisse, und 2014 stehen die Chancen nicht schlecht, die Saison mit Platz 1 und dem neuerlichen Aufstieg zu beenden. Ein Aufstieg in die Regionalliga Süd würde auf einer Stufe mit dem Gewinn des WFV-Pokals und der anschließenden DFB-Pokal-Teilnahme 2012 stehen, als die Derendingerinnen vor 320 Zuschauer Zweitligist TSV Crailsheim mit 1:2 unterlagen. Ein Klassenunterschied war nicht erkennbar, und selbst Crailsheims Trainer Christian Isert gab unumwunden zu, das sein Team Glück hatte, die nächste Runde zu erreichen.
Auf die Leistung der Derendingerinnen durfte ich also gespannt sein, zumal zahlreiche Spielerinnen der Pokalelf in der Aufstellung standen. Passenderweise wählte ich für meinen Besuch die Spitzenpartie der Oberliga gegen den Tabellenzweiten SC Freiburg II.

Doch das war nicht das einzige Highlight des Tages. Der TV Derendingen rief zum Super-Sonntag in die Gartenstadt und bot dem Fußballbegeisterten 4 Heimspiele an, ein wahrer Fußballmarathon eben. Dafür nehme sogar ich die lange Anreise in Kauf.

Schloß Hohentübingen blickt auf
Derendingen und die Steinlach.
Von der Haltestelle Derendingen aus sind es ungefähr 25 Minuten Fußmarsch bis zur Spielstätte des TVD, und der Weg führt überwiegend idyllisch an der Steinlach entlang, einem Nebenfluß des Neckar. Derendingen scheint ein sportbegeisteter Stadtteil zu sein, denn unentwegt muß ich Hobbyläufern ausweichen. Auch mir kribbelt es in den Füßen, und ich würde am liebsten auf dieser herrlichen Strecke die Laufschuhe schnüren.




Bei meinem eintreffen ist es bereits Mittag, und auf dem Kunstrasen läuft die Schlußphase der Partie in der Regionenliga zwischen der 2. Frauenmannschaft und den Spielerinnen des FC Rottenburg 1946. Tore sehe ich keine mehr, aber die Gäste aus der Bischofsstadt siegen verdient mit 3:1.

Ich nutze meine Zeit, um Eindrücke einzusammeln. Die Derendinger Sportanlagen bestehen aus einem Rasenplatz rechts der Steinlach und einem Hartplatz links vom Fluß. Dem Umkleidetrakt und der Geschäftsstelle angeschlossen ist das Vereinsheim mit einem herrlichen Biergarten. Ich beginne davon zu träumen, das meine Normannia einmal Freitags zu einem Spiel nach Derendingen muß. Freitags deshalb, weil das Vereinsheim jeden Freitag Maultaschen in verschiedenen Varianten anbietet. Mittlerweile ist es ein Insidergag, dass ich dem Verein beitrete, der im Stadion Maultaschen anbietet. Das wäre natürlich die Krönung für den Spätzleskicker: im Biergarten sitzen, Maultaschen verzehren und gleichzeitig Fußball sehen. Der Verein beginnt, mir richtig sympathisch zu werden.
Sportplatz mit Biergarten.
Maultaschen am Freitag.




Bälle aus der Steinlach fischen.






Die heutigen Spiele finden jedoch nicht auf Rasen, sondern auf dem Hartplatz. Hierzu müssen die Aktiven eine schmale Holzbrücke überqueren. Alles wirkt eher gemütlich und nach Biergartenidylle, weniger nach harten sportlichen Kämpfen, die da noch folgen. Die Steinlach zeigt auch ein kleines Problem auf. Hier genügt es nicht, als Balljunge am Spielfeldrand zu stehen und das runde Leder mal eben wieder dem Spiel zuzuführen. Das ist vielleicht was für die Weicheier aus der Bundesliga. In Derendingen müssen die Bälle aus dem Fluß gefischt werden, und das geschieht mehr als einmal.

Parkidylle.
Auf dem Hartplatz stehen die Zuschauer direkt an den Seitenlinien. Keine Bande, kein Geländer. Mittendrin statt nur dabei. Gemütlichkeit strahlt auch der Imbissstand aus, der ein wenig nach Marke Eigenbau aussieht. Hinter dem Spielfeld mäandert friedlich ein kleines Bächlein umher, und die ganze Spielfeld-Szenerie wirkt ein wenig surreal. Ich merke: hier bin ich richtig, das ist meine Welt.

Mit etwas Verzögerung beginnt das Kreisligaspiel der 2. Männermannschaft gegen den TSV Mähringen. Derendingens Jürgen Graeff trudelt zunächst als Nachzügler ein, dann bekriddelt Schiedsrichter Volker Krissler auch noch sein Nasenpiercing, das schließlich entfernt wird. Mähringen ist ein Ortsteil von Kusterdingen, und der TSV liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz der Kreisliga B. Das Team fällt mir dadurch auf, dass auf den Trikots zwischen TSV und Mähringen ein eigentlich unsinniger Bindestrich steht. Im Gegenzug trägt Mähringens Keeper Christoph Doll die eher seltene Rückennummer 99, was allerdings auch nicht verhindert, dass er im Laufe des Spiels 6 Tore kassiert. Trotz dieser eindeutigen und verdienten 0:6-Niederlage gehen die Mähringer recht gutgelaunt nach Hause. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Fußball.

99 Torhüter...
Großer Auftritt für Freiburg.











Während des Spiels tuckert von der Fuchsstraße her der Mannschaftsbus des SC Freiburg ein, offenbar auf der Suche nach dem Parkplatz. Schon beim Anblick dieses Giganten wird der Unterschied zwischen beiden Vereinen deutlich. Dort der Proficlub aus dem Breisgau, hier der Amateurverein. Die Etatunterschiede dürften gewaltig sein. Das wird mir umso bewußter, als ich nach Spielbeginn gebeten werde, meinen Eintritt zu entrichten. "Sie sind von der Presse oder so, nicht wahr?" fragt die freundliche Kassiererin mit dem TVD-Fanschal eher rhetorisch und will schon weiter gehen. "Nein, ich bin zum reinen Privatvergnügen hier. Ich muß durchaus zahlen. Was kostet es denn?" - "Ach, das ist aber nett, dass Sie so ehrlich sind. Ich wäre jetzt einfach weitergegangen. Das macht 2,50 Euro" - "So günstig? Ich komme mir ja vor wie ein Dieb!" - "Ja, wir haben vor einiger Zeit die Preise gesenkt". Nicht nur der Eintrittspreis steht im krassen Gegensatz zur Oberliga der Männer, auch andere Unterschiede fallen auf. Das bereits erwähnte stehen an der Seitenlinie, Verkauf von Getränkeflaschen aus Glas statt Bier aus Plastikbechern - irgendwie müssen wir Männer doch Schweine sein, wenn in der Fußballoberliga der Männer solche Vorschriften nötig sind, bei den Frauen hingegen angenehme Anarchie herrscht.














Das Interesse für die Partie ist groß. Mehrere Fotografen sind zugegen, zudem wird die Partie vom Schwäbischen Tagblatt filmisch festgehalten. Aber auch der Zuschauerandrang überrascht die Gastgeber, Würste und Bier gehen aus und müssen mühsam herbeschafft werden. "Wer konnte denn auch ahnen, dass so viele Leute kommen?" höre ich sagen.

Die knipsende Zunft.
In der Freiburger Mannschaft stehen nur drei Spielerinnen aus dem Hinspiel, der Rest tritt für gewöhnlich im Bundesligateam an. Doch auch in Derendingen läßt man sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen.
"Sag' mal, ich dachte wir spielen heute auf dem Rasenplatz", fragt eine etwas später hinzugekommene Zuschauerin, "warum wird dann auf dem Hartplatz gespielt?" - "Weil se in Freiburg koin Kunschtrasa hän ond dr Ball da andersch hupft" lautet die lapidare Antwort.

Weit weg vom Bökelberg.
Das Spiel wird geleitet von Nathalie Eisenhardt, die auch schon das WFV-Pokalendspiel des TV Derendingen pfiff. Ich geselle mich zu einem kleinen Grüppchen direkt am Spielfeldrand, dort, wo man den Ball noch in die - Pardon - Fresse kriegen kann.
Besonders ein Mann mit Gladbach-Mütze und -Armbanduhr finde ich sympathisch, der trotz Bundesliga-Fanartikel zum TVD hält. Vor allem als sein Sohn aufgeregt zu ihm gesprungen kommt, ist es schwer ernst zu bleiben. "Papa, Papa, wir hän am Bach a Lager gfunda!" - "Oh, nimms bloß ned mit Hoim. Außer 's isch a Getränkelager, na könne ma nomal drüber schwätza" meint der Borussen-Papa.

Die Freiburgerinnen, das muß man eingestehen, sind balltechnisch gewitzter und Siegeshungrig. Gnadenlos nutzen sie entstehende Lücken der Derendinger Verteidigung und rennen das Tor von Melanie Bölzle an, doch die läßt sich nicht beirren.
Als eine Freiburgerin mal wieder durchzubrechen droht, geht ein Raunen durch das Publikum. "Puh, gut das  ma auf 'em Kunschtrasa schpielat. Auf 'em Rasa wär se jetzt durchgwä" meint einer der Zuschauer.

Die Halbzeit lautet 0:0, trotz technischer Überlegenheit der Breisgauerinnen stehen zwei gleichwertige Teams auf dem Platz. Die zweite Hälfte ließ die Derendingerinnen aggressiver vor dem Tor der Gäste auftauchen, ohne das es im Gegenzug im Gehäuse Melanie Bölzles langweiliger werden würde.

Nach einer Stunde geschieht es: Freiburgs Torhüterin Teresa Straub bringt Simone Leins im Strafraum zu Fall, was mit einer Gelben Karte und Strafstoß geahndet, den Tina Wurster sicher verwandelt. Ein kleiner Hartplatz im fernen Tübingen steht Kopf - das könnte es am Bökelberg nicht besser geben.

Auf Foul ...
... folgt Elfmeter ...


... folgt grenzenloser Jubel!
Natürlich resigniert Freiburg nicht, hat auch die Chance zum Ausgleich, aber Bölzle verhindert das Tor, wobei einer Zuschauerin nach eigenen Worten "beinahe das Herz stehengeblieben wäre. Macht die Melli doch glatt einen Halbspagat zur Abwehr".
Auch Derendingen hat die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen - Aber es fallen keine weitern Tore mehr in diesem Spiel.

Beim TVD ist der Jubel verständlicherweise groß, erhöht man doch den Abstand zu Freiburg auf 5 Punkte, kommt dem Ziel Aufstieg einen Schritt näher - auch wenn ein paar Zuschauer nicht sicher sind, ob die nächsthöhere Liga Regional-, Regionen-, Landes- oder Verbandsliga heißt.

Spielerinnen und Zuschauerinnen fallen in verdiente Jubelarien ein (siehe Titelbild), und schon geht es los mit dem letzten Spiel des Tages, dem Spiel der 1. Männermannschaft gegen den TB Kirchentellinsfurt. Kirchentellinsfurt, dieser Name sagt sogar mir etwas, war die Mannschaft doch lange genug in der Landesliga und gastierte schon im WFV-Pokal. Zudem ist der TB ein Team, das seinen Namen nicht auf die Trikots bekommt.




Landesliga ist ein Ziel, dass der TVD auch endlich einmal erreichen will, doch dazu müssen heute Punkte her. Die Derendinger zaudern auch nicht lange, stürzen sich aufs Gästetor. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis der Gastgeber in Führung geht, und es seiner Reserve und den Frauen nach macht.

Ich stehe direkt hinter Derendingens Trainer Peter Kaschuba und bei den Auswechselspielern - wo bitte gibt es das im Profifußball? - und schaue auch Susanne Dölker über die Schulter, die als Ordnerin fungiert, aber auch Fotos für den Verein schießt.









In der 26. Minute ist es dann soweit: Derendingen geht verdient in Führung. Allerdings muß wie bei den Frau ein Elfmeter her, der in diesem Fall zweimal ausgeführt werden muß. Aber Mohammed Arfaoui behält zweimal Nerven und verwandelt sicher zum 1:0.

1:0 im zweiten Versuch.


Francesco Cuttaia
Leider kann ich nur die erste Halbzeit verfolgen, und muß um 17 Uhr gehen, damit ich meinen Zug erreiche. Schließlich trudele ich erst um 20:30 Uhr Zuhause ein. Wahrscheinlich aber immer noch früher als die Freiburger, deren Bus zugeparkt ist und dem Busfahrer zu verzweifeltem Hupen veranlaßt.

Zuvor lichte ich einen noch strahlenden Francesco Cuttaia ab, und nötige die Ersatzspieler zu einem "Sind wir nicht alle Normannia?"-Fotoposing, dann muß ich schon wieder zum kleinen Derendinger Bahnhof.

Die zweite Halbzeit endet nicht so glücklich, Derendingen kassiert 4 Treffer und muß sich zunächst von Aufstiegsträumen verabschieden. Irgendwie hat doch mein Heimfluch wieder zugeschlagen. Andererseits kann ich es mir auf die Fahnen schreiben, dass es während meiner Anwesenheit in 3 Spielen 8:0 für Derendingen stand. Vielleicht bin ich ja doch eine Art Maskottchen?

Sind wir nicht alle ein bisschen Normannia?
Benjamin Klett, Emre Bas und Manuel Binder.
Hat sich die Reise für mich gelohnt? Absolut! Ich glaube, ich habe diesen Verein ins Herz geschlossen, diese Kombination aus Amateurismus und sportlichen Erfolg - besonders bei den Frauen - gefällt mir. Auch der Zuschauerzuspruch, die Vereinsverbundenheit, findet meine Sympathie, lediglich eine kleine sangesfreudige und stimmgewaltige Fangruppe vermisse ich, und die hätten die TVD-Frauen wahrlich verdient.
Einen auswärtigen Anhänger dürfen die Derendinger jedenfalls als Neuzugang verbuchen: mich.
Ich ärgere mich nur über zwei Dinge. Erstens hätte ich noch einen TVD-Schal kaufen sollen, um die neue Verbundenheit nach außen zu tragen. Zweitens bin ich im Nachklang enttäuscht, dass ich den 19. April bereits per Ehrenwort anderweitig verplant habe. Da spielen die Derendingerinnen nämlich im Viertelfinale des WFV-Pokals bei der SpVgg Rommelshausen. Und Rommelshausen, ja das ist jetzt wirklich nur einen Katzensprung von Schwäbisch Gmünd entfernt. Da hätte ich mich auch zu echten "Te-Vau-De"-Gesängen hinreissen lassen. Versprochen!

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Spielberichte:
Schwäbisches Tagblatt: TV Derendingen gewinnt 1:0 gegen den SC Freiburg II
Die Ligen: Video zum Spiel TV Derendingen gegen SC Freiburg II 
Statistik-Klein: Glücklicher Sieg der Derendinger Damen gegen den SC Freiburg II
Reutlinger Generalanzeiger: Aufstieg in die Regionalliga winkt
TV Derendingen (Männer): Kirchentellinsfurt stoppt TVD-Siegesserie
TV Derendingen II (Frauen): Das war wohl nichts