Sonntag, 19. April 2015

Ein Fall für Wallmann - 1. FC Normannia Gmünd gegen Neckarsulmer Sport-Union

Wenigstens er hat gut lachen: Neckarulms Nr. 1 Leander Wallmann
"Schmeiß de Schal weg, die verlieret doch eh" - "Wieso verlieren? Die haben letzte Woche in Hall gewonnen!" - "A wa! Unentschieda hän se gspielt. Des hab i in der Zeitung g'lesa!" - "und ich war in Hall dabei und wir haben 2:0 gewonnen" - "Älleweil. Aber die 8 Euro sind mir dr Verein net wert. So guat sind die net" - "Acht Euro? Ach so, ein Tribünenbruddler"

Dieser Dialog entspringt nicht der Fantasie, sondern fand tatsächlich statt, als sich meine Tochter und ich auf den Weg in den Schwerzer machte und wir unterwegs einen älteren Herrn trafen, der sich über meinen Normanniaschal mokierte. Sinnigerweise waren "Vereinsschal", "Farbe für Normannia bekennen" und die damit verbundenen Probleme in Gmünd Thema in der aktuellen Ausgabe des Stadionheftes, die ein gewisser Jablonski zu Papier brachte und auch den St.Pauli-Edelfan und Normannia-Sympathisant Marco Köster in Erinnerung brachte.

Wie hätte ich ahnen können, das mich die Realität mit dem Bruddler wieder so schnell einholt?

Für meine kleine Tochter war der Ausflug ins Normannia-Stadion ein großes Abenteuer, für das sie sich extra in Kickers-Schale geworfen hat. Allerdings bastelte sie noch eigens eine Normannia-Tröte, denn ohne ist man im Stadion irgendwie nackt.

Ob es was nutzt? Immerhin kam mit der Neckarsulmer Sport-Union nicht nur der punktgleiche Tabellennachbar, sondern auch ein Team, gegen das man seit der Fusion der SpVgg Neckarsulm mit den Sportfreunden Neckarsulm 2009 noch nicht gewonnen hat.

Glotze aus, Stadion an!
Nicht nur meine Tochter gab sich die Ehre, auch mein Bruder ließ sich zum Besuch des Normannia-Stadions überreden, womit ich wenigstens zwei weitere Besucher generierte (der dritte mußte kurzfristig absagen). Auch wenn Normannia wieder Zuschauerkrösus der Samstagsspiele war, waren in meinen Augen die 295 Zuschauer im Schwerzer enttäuschend. Wenn man berücksichtigt, was für eine Leistung und Spielfreude die Mannschaft an den Tag legt, dann muß man in Richtung Gmünd schon mal vorwurfsvoll fragen, was Normannia denn noch alles tun muß, um Zuschauer ins Stadion zu locken? Aus Neckarsulm fuhren mit dem Bus sage und schreibe 0 (in Worten: Null) Fans mit. Der Amateurfußball hat ein gewaltiges Problem.











Für die neue digitale Anzeigetafel, die noch beim letzten Heimspiel gegen Göppingen ein Schattendasein führte, kam es zum ersten "richtigen" Einsatz, da das Spiel endlich wieder auf dem Rasen stattfand.

Noch steht die Abwehr sicher. Magnus Burkhardt und
Musa Ayaz lassen Kapitän Martin Hess verzweifeln.

Die übrigen 58.269 Gmünder, die den Besuch im Schwerzer versäumten, verpassten durchaus ein munteres Spiel, dessen Ausgang bedauerlicherweise nicht im Sinne der "Boys in red" war.

Macht zwar dicke Backen...

...kommt aber doch nicht vorbei: Philipp Seybold (NSU)

So richtig gefährliche Torszenen waren in der ersten Halbzeit zwar nicht zu verzeichnen, dennoch war das Spiel in den ersten 45 Minuten alles andere als eintönig. Ich würde sogar sagen, das Normannia zu diesem Zeitpunkt dominanter und die Mannschaft bestrebt war, an den guten Leistungen der Vorwochen anzuknüpfen und auch heute wieder die entsprechenden Punkte zu generieren.

Derweil feierten der "12. Mann" und wir "Alde Seggl" uns gegenseitig durch entsprechende Zurufe. Beim Pausenpfiff war wir alle guten Mutes, in diesem Spiel einen Normannenerfolg zu sehen.

Es war Marvin Gnaase, der über die Neckarsulmer kam wie es sich für einen echten Normannen geziemt: Tore plündernd und im Strafraum brandschatzend versenkte er mit einem klasse Traumtor den Ball zum 1:0. Eine mehr als verdiente Führung.

Marvin Gnaase steht goldrichtig - 1:0

An dieser Stelle sei Gästekeeper Leander Wallmann lobend erwähnt, bei dessen Namen ich immer unwillkürlich an Mankells Romanfigur, den Kriminalkomissar Wallander, denken mußte. Nicht nur, das er abgesehen vom Gegentor den Kasten ordentlich sauber hielt. Nein, der arme Kerl mußte auch unseren Schrägtongesang ertragen und konnte trotz Rückstand über unsere flachen Witze lachen. Ehrensache für mich, ihm nach dem Spiel zum Ausgang der Partie zu gratulieren und ihm in die Hand zu versprechen, beim nächsten aufeinandertreffen noch schräger und lauter zu singen.

Normannia machte in der Folge Druck, um den Spielstand zu erhöhen und den Sack zuzumachen. Aber Fußball wäre nicht Fußball, wenn es nicht doch anders kommen würde, als man denkt.











Tja, dann kam die 71. Minute, in der zunächst NSU-Kapitän Martin Hess erfolgreich war und die Normannia zum unerwünschten Anstoß schickte.

Unerwünschter Anstoß.
Noch sah man im Gmünder Fanlager dieses Ausgleichstor als einen Betriebsunfall, wie er nun mal in jedem Fußballspiel vorkommt. Allerdings haben die Neckarsulmer einen echten Pustekuchen gebacken, denn lediglich 3 Minuten später gibt sich Steffen Elseg die Ehre, sich in die Torjägerliste einzutragen. 1:2, wie datt denn?

Und plötzlich jubelt Neckarsulm. 1:2.

Was soll man sagen? Normannia bäumte sich natürlich auf, doch wenn der Wurm einmal drin ist, dann ist er drin. Oder anders ausgedrückt: es herrscht halt im Fußball auch nicht alle Tage eitel Sonnenschein.






Pascal Marche macht schon mal in Vorfreude auf den Sieg einen Luftsprung....

... und Magnus Burkhardt rückt in die Offensive vor.
Am Ende war das Aufbäumen vergebens, und als nach drei Minuten Nachspielzeit Schiedsrichter Markus Seidl die Partie abpfiff, herrschte totaler Unglaube im Normanniarund. Glaubt man dem Spielbericht aus Neckarsulm, dann auch bei der NSU, die nach acht Auswärtsspielen endlich mal wieder einen Dreier in fremden Betten feierte.

Aus, vorbei und amtlich: NSU gewinnt beim FCN.
Fußball ist eine launische Diva. Erst feiert man einen historischen Auswärtssieg, dann setzt es eine unglückliche Heimniederlage. Da es Neckarsulm verstand, aus zwei Torchancen zwei Tore zu machen, ist der Sieg in Ordnung und verdient. Für unsere Anzeigetafel, die bislang nur Niederlagen mit einem Tor unterschied und witzigerweise immer 93 Minuten anzeigen muß, besteht nöchste Woche gegen den Allgäuer Vertreter FV Rot-Weiß Weiler die Chance, endlich einen Heimsieg anzuzeigen.

Und Tochter und Bruder? Trotz Niederlage bekundeten sie interesse, wieder im Schwerzer vorbeizuschauen. Also ihr Gmünder: ladet ruhig mal jemanden ein - Normannia freut sich über jeden Besucher!

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