Sonntag, 20. Juli 2014

Feinschliff durch die Patentante - 1. FC Normannia Gmünd gegen Stuttgarter Kickers II

Unsere Stadt, unser Team: 1. FC Normannia Gmünd!
Der Rausch der Fußballweltmeisterschaft ist vorbei, das Großereignis mit dem VfB-Spiel Vergangenheit, und der Alltag ist in die Vorbereitung der Amateurmannschaften eingekehrt.

Für Normannia Gmünd mit seinem neuen Trainer Beniamino Molinari stand am vergangenen Mittwoch der Saisonauftakt im Schwerzer auf dem Programm, und mit der Oberligamannschaft der Stuttgarter Kickers lockte man einen würdigen Trainingspartner nach Gmünd, der der neuformierten Schwerzerelf einen ersten Eignungstest abverlangten sollte.

Für Premieren jeglicher sind die Kickers stets die ideale Wahl, sind die Blauen aus Degerloch doch schließlich auch die Patentante unserer Normannia: auf dem damaligen Exerzierplatz im Schwerzer half am 25. September 1904 die damals schon in Württemberg führende Kickers-Elf den Normannen, aus der Wiege in die rauhe Welt des Fußballalltags zu schlüpfen. Auch wenn die Kickers das Nesthäkchen Normannia mit 13:0 recht unsaft ins Leben beförderten: das Feld war bestellt, der Grundstein der Normannia-Geschichte gelegt (allerdings gibt es verschiedenlautende Angaben, welche Kickersmannschaft in Gmünd am Start war, ob die 1. Mannschaft oder doch nur die 3. Mannschaft).

Fast 110 Jahre nach dem ersten offiziellen Fußballspiel der Normannia fand also an gleicher Stelle wieder ein Test in Freundschaft statt, diesmal eben wie gesagt die Premiere des neuen Coachs, aber auch eines Teams, das zahlreiche Abgänge verkraften mußte, aber auch vielversprechende Neuzugänge einzugliedern hat.

Diese Mannschaft wurde am Mittwoch gleich der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem am Samstag bereits der Trainingsauftakt geleistet wurde. Als besondere Geste an die Gmünder Fußballfreunde war der Eintritt völlig frei, und zu diesem Schwabenpreis wäre es ein Fehler gewesen, den Abend vor der Glotze zu verbringen. Ich nutzte die Gunst der Stunde und begab mich direkt von der Ankunft am Hauptbahnhof um ca. 17 Uhr direkt in den Schwerzer. Auch ein Freund von mir, der es für gewöhnlich nicht so mit Fußball hat, ließ sich von mir zu einem Besuch bei "unserem Gmünder Team" überreden, was übrigens nach dem denkwürdigem "St.-Pauli-Spiel" gegen Bonlanden erst sein zweiter Besuch im Schwerzer war.

Fußballchoreographie.
Drei große Keeper.










Auf den Spielfeldern herrschte schon reger Betrieb, auch mein Bekannter war zeitnah da - was nicht selbstverständlich ist - und auch im fernen St. Pauli wartete man auf Zwischenergebnisse aus dem Schwerzer.
Bevor aber der Schiri das Spiel anpfiff, wurde zunächst die "neue" Normannia begrüßt und einzeln vorgestellt. Besondere Beachtung verdient in meinen Augen der Dreier-Gespann im Tor. Zu den bewährten Magnus Burkhardt und Konstantin Kühnle gesellt sich heuer nun Kai Nestler aus der A-Jugend. Spätesten seit den Zeiten des Torwartgespanns Gruca/Scherrenbacher hat Normannia immer das "Problem", gleich zwei gute Torhüter (von denen bekanntermaßen nur einer immer Teil des Spiels sein kann) zu haben, nun werden daraus gleich drei Keeper. Am Mittwoch wenigstens durfte jeder mal ins Gehäuse, angefangen mit "Kiki" Kühnle schenkte Beni Molinari allen Dreien sein Vertrauen.

Dieses Normannia-Team vertritt die rot-weißen Farben Gmünds 2014/15.
Man muß es den Gmündern begreiflich machen: das da ist eure Mannschaft, das Team aus eurer Stadt! Also unterstützt es auch, macht die Glotze aus und das (Normannia-)Stadion an! Hier steht keine zusammengewürfelte Legionärstruppe auf dem Rasen, keine abgehalfterten Drittligaprofis, die ihr Gnadenbrot in der Verbandsliga verdienen. Echte Gmünder Jungs halt, da ist ein Neuzugang aus Heidenheim schon exotisch.

Am Mittwoch waren jetzt nur eine sehr überschaubare Zuschauermenge im Stadion, was wohl naturgemäß am Wochentag lag. Die wenigen Unverdrossenen kamen aber dennoch auf ihre Kosten, auch wenn vieles etwas improvisert wirkte. Da war ein etwas gehetzt wirkender Fußballbereichsleiter Heinz Eyrainer, der mit einer Tüte Brötchen an der Tribüne vorbeihetzte, oder der Normannia-Präsident Dieter Weil, der zusammen mit Edelfan Laslo Tabori zum Würstchenverkauf an den Grill wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde kam. Aber so ist halt meine Normannia: wenn die Zeiten hart werden, dann krempelt der Präsident halt höchstpersönlich die Ärmel hoch und steht am Grill, ohne das er deshalb Abstriche an seiner guten Laune machen würde.


Zum Feierabendbier in den Schwerzer.
Wissenschaftler des Grills: Laslo Tabori
und FCN-Präsident Dieter Weil.











Und so begann um 19 Uhr dann das Abenteuer "Normannia - The next generation" mit Beniamino Molinari auf der Kapitänsbrücke. Das Spiel, weit davon entfernt ein reiner Sommerkick zu sein, war eine gute Werbung für die Normannia. Bereits nach 17 Minuten trug sich Neuzugang Tobias Ex (TSV Essingen) als erster Normannia-Torschütze im Fußballjahr 2014/15 ein, und knapp 10 Minuten später hätte er die Führung sogar erhöhen können.

Neue Ära auf der Trainerbank.

Nach der Pause wurde eifrig gewechselt und fast das komplette Team ausgetauscht. In der 2. Halbzeit merkte man aber auch langsam an, dass die Kickers schon etwas eingespielter waren als die Normannen, die Degerlocher kamen zunehmends vor das Gmünder Tor und erzielten dann auch völlig verdient in der 71. Minute per Kopfball zum 1:1. Bei diesem Ergebnis blieb es dann auch, aber das war wirklich zweitrangig. Als Trainer hätte man auch eine gewiss schlechtere Premiere haben können!

Nach dem 1:0 durch Ex.
Michelle, mal nicht als Ordner
sondern in "Zivil" im Stadion



















Magnus vor der
Einwechslung.

Auch Marius Nuding sieht nach
dem Spiel zufrieden aus.














Wichtiger war es zu sehen, was Normannia hinlegte. Ergebnis und Leistung des vorgestellten Teams bringen Zuversicht, auch wenn ein Freundschaftsspiel und ein Ligaduell etwas vollkommen unterschiedliches sind.

Interessierte Kickersblicke von der Tribüne














Und doch verbinde ich den ehrlichen Wunsch, die Gmünder mögen ihrer Mannschaft die verdiente Unterstützung zukommen lassen. Jetzt haben sie ihre Mannschaft, nutzt es auch! Vom lesen der Ergebnisberichte und dem darüber diskutieren in den Kneipen, was früher besser gewesen sei, wurden noch nie Meisterschaftspunkte errungen.

Den Abschluß bildet eine nächtliche Impression des Normanniastadions. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...

Wer noch niemals ne lauschige Nacht 
bei Normannia im Schwerzer verbracht
ist ein armer Wicht,
denn er kennt es nicht,
Dein Normannia, Normannia bei Naaaacht.

Spielberichte:
Normannia Gmünd: Molinari-Elf mit Licht und Schatten
Rems-Zeitung: FC Normannia trennt sich im ersten Test von der U 23 der Stuttgarter Kickers mit einem 1:1 – Weber fällt in der Hinrunde aus

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